Guten Tag,
heute möchte ich aufmerksam machen auf das Recht auf Stadt Forum vom 02. bis 04. Juni 2023 in Oberhausen.
Wie auch schon in den vergangenen Jahren ist das Recht auf Stadt Forum auch für obdachlose und wohnungslose Menschen, Initiativen und Gruppen eine gute Gelegenheit, viele Neuigkeiten zu erfahren, sich über aktuelle Entwicklungen auszustauschen und sich mit anderen zu vernetzen.
In diesem Jahr wird es am Samstag vormittag ein eigenes Panel geben mit dem Titel "Wohnraum statt Vertreibung". Hier geht es um die Vernetzung & Strategie der Initiativen gegen Obdachlosigkeit und Vertreibung. Aber auch eine ganze Reihe anderer Programmpunkte könnten für wohnungslose bzw. ehemals wohnungslose Menschen von Interesse sein.
Informationen Programm Anmeldung
Alle wichtigen Informationen - Anmeldung, Programm, findest Du auf der Webseite
https://rechtaufstadt-forum.de/
Tagungsort
Der Tagungsort - das Druckluft - ist nur wenige Minuten Fussweg vom Hauptbahnhof Oberhausen entfernt.
https://rechtaufstadt-forum.de/der-veranstaltungsort/
Unterkunft
Es wird eine Bettenbörse organisert. Wichtig ist, dass Du Dich dort einträgst und Deine Bedarfe mitteilst.
https://rechtaufstadt-forum.de/bettenboerse/
Reisekosten & Verpflegung
Wohnungslose und ehemals wohnungslose Menschen, die im Netzwerk der Wohnungslosen_Stiftung mitarbeiten, erhalten auf Anfrage gerne eine Untersützung bei den Reise- und Verpflegungkosten. Schreibe einfach eine Email an
Nachstehend findest Du nochmals den Aufruf!
Wir sehen uns in Oberhausen!
Herzliche Grüße,
Stefan
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Aufruf - Recht auf Stadt Forum 2023 Oberhausen
Liebe Initiativen, Gruppen und Bündnisse,
liebe Aktivist:innen und Interessierte,
liebe Bewohner:innen der Städte,
seit 2015 bringt das bundesweite Recht-auf-Stadt-Forum jährlich wohnungs- und stadtpolitisch Aktive aus ganz Deutschland und darüber hinaus zusammen. Dieses Jahr treffen wir uns vom 02. bis zum 04. Juni im Ruhrgebiet im Jugend- und Kulturzentrum Druckluft in Oberhausen, um ein Wochenende lang zu diskutieren, reflektieren, analysieren, lernen, planen, und vor allem uns nicht entmutigen zu lassen.
Wir treffen uns in einer Zeit vielfältiger Krisen. Während sich die Klimakatastrophe weiter zuspitzt und sozialen Folgen der Corona-Pandemie längst nicht überwunden sind, neue und alte Kriege und Konflikte Menschen zur Flucht zwingen und rechte Mobilisierungen ihre Chance wittern, werden unsere Städte von einer Lebenshaltungskosten- und Energiepreis-Krise erschüttert. Am härtesten trifft es diejenigen, die vorher schon wenig hatten. Doch gerade in einer Zeit, in der sich die Verhältnisse dermaßen zuspitzen und viele nicht mehr weiter wissen, ist der Kampf um eine solidarische Stadt für alle besonders wichtig!
Trotz der schwierigen Gesamtsituation gibt es aktuell eine Reihe von erfolgreichen Ansätzen der Organisierung, die uns wirklich Mut machen. Nicht nur haben wir in den vergangenen Jahren eine starke bundesweite stadt- und wohnungspolitische soziale Bewegung aufgebaut. Auch vor Ort mischen sich zahlreiche lokale Initiativen erfolgreich ein und machen ganz konkret einen Unterschied. Wir stellen das diesjährige Forum daher unter das Motto „Organizing Communities“. Eingeladen sind kleine Mieter:innen- und Nachbarschaftsinitiativen genauso wie große wohnungspolitische Kampagnen, Hausprojekte und -besetzer:innen, Vertreter:innen aus der Sozio- und Jugendkultur, Feminist:innen, Antirassist:innen, Aktivist:innen für Ökologie, Klimagerechtigkeit und Dekolonisierung sowie alle, die in ihren Vierteln für solidarische Perspektiven kämpfen und nach Alternativen zur kapitalistischen Stadt suchen.
Genauso wie der Slogan „Recht auf Stadt“ urbane soziale Bewegungen auf der ganzen Welt verbindet, soll das Forum ein Ort sein, um verschiedenste stadtpolitische Kämpfe miteinander zu verknüpfen. Dazu möchten wir euch einladen.
Wir freuen uns auf das Forum und natürlich auf euch!
Eure Orga-Gruppe
des Recht-auf-Stadt-Forums 2023
Guten Tag,
heute habe ich keine Info für Dich, sondern es um ein Anliegen der Selbstvertretungsgruppe „Union für Obdachlosenrechte Berlin”.
Die Gruppe hat eine Stellungnahme verfasst, in der sie gegen geplante Kürzungen durch die Lotto-Stiftung Berlin protestiert. Sie bittet darum, dass möglichst viele Menschen, Initiativen und Gruppen diese Stellungnahme mit unterzeichnen.
Das kuriose ist: Im Stiftungsrat der Lotto-Stiftung Berlin, der diese Kürzung entschieden hat, sind vertreten ua. der neue Regierende Bürgermeister Kai Wegener (CDU), die ehemalige Regierende Bürgermeisterin und jetzige Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD), die frühere Umweltsenatorin und jetzige Opposionsführerin Bettina Jarasch (Grüne), der Landes- und Fraktionsvorsitzende der SPD Berlin Raed Saleh aber auch die ehemalige Justizsenatorin Lena Kreck (Die Linke).
Die Besetzung des Gremiums ist hier dokumentiert: https://www.lotto-stiftung-berlin.de/index.php/stiftung-kopf/stiftungsrat
Es stellt sich die Frage: Was haben diese Menschen dagegen, dass obdachlose Menschen sich zu einer Selbstvertretungsgruppe zusammenschließen? Warum wird die Förderung plötzlich gestrichen?
"Die Unterzeichnung durch weitere Unterstützer ist durchaus erwünscht!"
Susanne von der Gruppe „Union für Obdachlosenrechte Berlin” schreibt uns:
Ich sage dann mal "Bescheid", dass wir tatsächlich dankbar für jegliche Unterstützung sind.
Die UFO-Stellungnahme geht heute an den Stiftungsrat 'raus und ist damit endgültig in der Welt. Die Unterzeichnung durch weitere Unterstützer ist durchaus erwünscht - jetzt kann auch in einer größeren community öffentlich mit dieser Stellungnahme für die Belange von UFO - und im Grunde von allen Betroffenen - geworben werden.
In unserer letzten Projektsitzung haben wir beschlossen, der Lotto-Stiftung eine letzte Frist bis zum 25.05.2023 zur Erwiderung einzuräumen. Danach planen wir, im größeren Maßstab in die Öffentlichkeit (u.a. Pressekonferenz) zu gehen.
Liebe Grüße
und Danke für Deine / Eure Unterstützung
Susanne Hinneberg
UFO Berlin
0176 51 32 40 82
Stellungnahme der Union für Obdachlosenrechte Berlin (Ufo)
Die komplette Stellungnahme von UfO ist hier zu finden: https://zeitdersolidaritaet.de/wp-content/uploads/2023/05/Stellungnahme-UfO-PDF.pdf
Wir sammeln nun Unterschriften für UfO Berlin zur Unterstützung Ihrer Stellungnahme. Einzelpersonen und Organisationen sind willkommen zu unterschreiben. Die Stellungnahme, falls zahlreich unterschrieben, wird UfO Berlin demnächst veröffentlichen. Darüber würden wir dann alle Unterzeichner:innen auf dem Laufenden halten.
Link zum Formular für Unterschriften
(leider auf Google, aber das hat die Gruppe so entschieden)
Unterschriftensammlung für die Stellungnahme von der Union für Obdachlosenrechte Berlin (UfO Berlin) (google.com)
Danke für Deine Unterstützung,
Herzliche Grüße,
Stefan
PS: Nächstes Treffen der Gruppe UfO
Die Gruppe Ufo Berlin trifft sich bereits kommenden Montag



++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Stellungnahme der „Union für Obdachlosenrechte Berlin” zur Beendigung der Finanzierung des Projektes „Zeit der Solidarität“ durch die LOTTO-Stiftung Berlin
Mit Fassungslosigkeit erfuhren wir, die „Union für Obdachlosenrechte Berlin“ (UfO Berlin), dass die LOTTO-Stiftung Berlin dem Projekt „Zeit der Solidarität“ in Trägerschaft des Verbandes für sozial-kulturelle Arbeit e.V. (VskA Berlin) die weitere Finanzierung entzogen und Rückforderungen angemahnt hat.
Im Winter 2022/2023 entstand unsere Projektgruppe „UfO Berlin“ aus dem Teilbereich „Zeit für Gespräche“ des Projektes „Zeit der Solidarität“. Wir sind eine diverse Gruppe von Menschen mit aktueller oder vor kurzem überwundener Obdach- oder Wohnungslosigkeit. Unser Leben war und ist ein täglicher Kampf auf den Straßen von Berlin, geprägt von Gewalt, Ausgrenzung, Diskriminierung und unmenschlichen Bedingungen. Viele von uns erfahren Mehrfachdiskriminierungen: aufgrund des Alters, physischer oder psychischer Erkrankungen, des Geschlechts oder der sexuellen Orientierung, der Herkunft und Sprache, einer Behinderung oder aufgrund der Wohnungslosigkeit selbst. Solidarisch und gemeinschaftlich haben sich auch nicht-betroffene Menschen aus der Nachbarschaft oder der Sozialen Arbeit / Gemeinwesenarbeit der „UfO Berlin“ angeschlossen.
Dass wir uns als Gruppe „UfO Berlin“ trotz der menschenrechtswidrigen, marginalisierenden „Überlebensbedingungen“ überhaupt gemeinschaftlich organisieren konnten, liegt an dem Projekt „Zeit der Solidarität“. Insgesamt wurden in diesem Projekt im Rahmen der „Zeit für Gespräche“ über 200 dieser Gespräche dokumentiert und ausgewertet, was der “Ergebnisbericht 2022” des VskA Berlin eindrücklich darlegt. Der Fragebogen für diese Gespräche wurde von Selbstvertretungen obdach- oder wohnungsloser Menschen, von Professor:innen der Sozialen Arbeit und Gemeinwesenarbeiter:innen gemeinsam erstellt. Erst durch diese Befragungen, die in diesem Rahmen mit uns durchgeführt worden sind bzw. die wir als ehemals obdachlose Menschen mit anderen obdachlosen Menschen führen konnten, hat sich „UfO Berlin“ zusammengefunden. Einige von uns haben über diese Gespräche von den bestehenden Mitwirkungsmöglichkeiten erfahren und nahmen sie wahr. Andere sind aufgrund von diskriminierenden Erfahrungen in Unterkünften der Obdachlosenhilfe an das Projekt herangetreten, um Solidarität und Unterstützung zu erfahren, und sind geblieben.
Gemeinsam mit unseren Verbündeten wollen wir durch unsere Aktionen und Veranstaltungen u.a. Obdachlosenfeindlichkeit und andere Menschenrechtsverletzungen publik machen und bekämpfen. Wir möchten an Strategien und Lösungen zur Bekämpfung von Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit mitwirken. Die Zusammenkünfte und Aktionen unserer Gruppe „UfO Berlin“ sind gelebte „Zeit der Solidarität“!
Nie zuvor durften obdach- und wohnungslose Menschen in Berlin selbstbestimmt ihre Forderungen nach Durchsetzung von Menschenrechten als Selbstvertretung z.B. beim Berliner Senat aussprechen und dazu argumentieren. Umso mehr freute es uns, dass wir im Dezember 2022 bei der Berliner Strategiekonferenz zur Wohnungslosenhilfe über das Projekt „Zeit der Solidarität“ berichten und im April 2023 bei den AG-Sitzungen der Koordinierungsstelle Kältehilfe zur Qualitätsentwicklung der Notübernachtungen mitarbeiten durften. Unsere eingebrachten Forderungen nach einer unabhängigen Beschwerdestelle, einem selbstverwalteten 24/7 Haus (auch zur Aufbewahrung von Gepäck), sowie nach kostenfreien Rufnummern für Kälte- und Wärmebus, fanden bei den beteiligten Sozialarbeiter:innen und anderen Teilnehmenden dieser AG Anerkennung und regten wichtige Diskussionen an.
Des Weiteren hat unsere Gruppe gemeinsam mit den Verantwortlichen des Projektes „Zeit der Solidarität“ selbstbestimmt eine Kundgebung zum Thema „Wohnungen statt Heime“ organisiert. Auch die Ideen für Podiumsveranstaltungen zu den Themen „Obdachlosenfeindlichkeit und Gewalt“ und „Diskriminierung von obdachlosen EU- Bürger:innen“ kamen aus unserer Gruppe und konnten dank der professionellen Koordination durch die Mitarbeitenden von „Zeit der Solidarität“ erfolgreich umgesetzt werden.
Unsere Gruppe „UfO Berlin“ hat noch weitaus mehr geplant: Wir möchten an der Öffnung von Stadtteilzentren, Kieztreffs und Nachbarschaftshäusern für obdachlose Nachbar:innen mitwirken. Diejenigen unter uns, die Obdachlosigkeit überwunden haben, möchten ihr Wissen anderen weitergeben. Wir planen Aktionen und mehrsprachige Workshops in Tagesstätten - u.a. auf Polnisch und Rumänisch.
Wir können unser Engagement ohne Finanzierung aber nicht fortsetzen. Wir benötigen Geld für Aktionen, Raummieten, Essen und Dolmetscher:innen. Wir Expert:innen in eigener Sache fühlen uns daher von der Entscheidung der LOTTO-Stiftung Berlin zur Beendigung der Projektfinanzierung vor den Kopf gestoßen. Weil unser Alltag von Überlebenskämpfen geprägt ist, ist unser Engagement nicht ansatzweise möglich ohne entsprechende Finanzmittel, und ohne die Unterstützung durch hauptamtlich tätige Menschen, die koordinieren, organisieren, vernetzen, dokumentieren, nachtelefonieren, begleiten - und denen wir vertrauen!
Alle beschriebenen Strukturen und Aktionen wurden bislang durch die LOTTO-Stiftung Berlin im Rahmen des Projektes „Zeit der Solidarität“ finanziert und nur so ermöglicht. Dafür sind wir sehr dankbar. Der Entzug der finanziellen Mittel wäre allerdings gleichbedeutend mit dem Ende des Dialogs zwischen von Wohnungs- und Obdachlosigkeit Betroffenen, engagierten Freiwilligen und den politisch Verantwortlichen.
Wir bitten die LOTTO-Stiftung Berlin, den Bescheid zur Kürzung des Projektes zurückzunehmen. Wir bitten um eine Antwort bis spätestens zum 25.05.2023. Aus unserer Sicht als Betroffene darf dieser Dialog über die Bekämpfung von Obdach- und Wohnungslosigkeit mit den politischen Verantwortlichen nicht aufgegeben werden. Es ist Zeit für Solidarität. Es ist Zeit für Gespräche. Es ist Zeit zum Handeln.
„Union für Obdachlosenrechte Berlin“ (UfO Berlin) im April 2023
Diesen Aufruf haben Menschen mit Obdachlosigkeitserfahrung aus der Gruppe „UfO Berlin“ verfasst. Unterstützt wurden sie dabei von freiwillig Engagierten und Mitwirkenden des Aktionsbündnisses „Solidarisches Kreuzberg“.
KONTAKTDATEN:
0176 51 32 40 82
Guten Tag,
heute ausnahmsweise mal drei Nachrichten in eigener Sache.
Erstens: Wir sind gemeinnnützig und mildtätig - und das ist toll!
Das Finanzamt für Körperschaften 1 in Berlin hat mit Schreiben vom 04.04.2023 die Wohnungslosen_Stiftung Gesellschaft für Selbstvertretung wohnungsloser Menschen und Empowerment auf Augenhöhe gemeinnützige UG (haftungsbeschränkt) als gemeinnützig und mildtätig (!) anerkannt.
Die Bescheinigung könnt ihr hier finden:
Insbesondere auf die Anerkennung der Mildtätigkeit sind wir ein wenig stolz. Wir haben immer wieder gesagt, dass Gelder, die uns gespendet werden, auch tatsächlich wie wohnungslosen Menschen ankommen! Und die Anerkennung der Mildtätigkeit eröffnet uns ein paar konkrete Handlungsmöglichkeiten:
Wir können bedürftige Menschen – und das sind obdach- und wohnungslose Menschen fast immer – unmittelbar unterstützen. Das können ganz einfache Dinge sein, zum Beispiel dass wir die Kosten für ein Smartphone übernehmen können, oder für eine Powerbank, damit das Smartphone länger durchhält, aber auch eine Fahrt zu einer Tagung, oder Kopierkosten für ein Flugblatt oder die Übernachtung in einem preisgünstigen Hotelzimmer, wenn es für die Selbstvertretung erforderlich ist.
Zweitens: Wir haben einen neuen Flyer und ein neues Miniposter!
Die Veränderungen haben wir gleich genutzt, um unseren Flyer zu aktualisieren und ein Mini-Poster (A4 Format) zu erstellen. Wer möchte, dann sich den Flyer und das Mini-Poster selber ausdrucken. Der Link ist hier zu finden.
https://www.wohnungslosenstiftung.org/stiftung/material.html
Wer das nicht ausdrucken kann oder will, kann die Flyer und die Minipost auch per email bestellen. Schreibe bitte auf, welche Mengen Du brauchst und an welche Adresse wir das Material schicken sollen.
Drittens: Handeln - Was kannst Du tun?
Was kannst Du darüber hinaus noch tun?
- Für Menschen, die etwas Geld haben: Unterstütze uns regelmäßig mit Deiner Spende, damit wir die Stiftung weiter aufbauen können. Besonders freuen wir uns über Daueraufträge, denn damit erhöhst Du für uns die Planungssicherheit.
- Für Menschen, die informiert werden möchten: Trage Dich in den Newsletter ein, um immer auf dem Laufenden zu bleiben. Den Eintrag findest Du auf unserer Homepage oben links. Damit wirst Du Teil einer großen Gemeinschaft von Unterstützer:innen, die wir brauchen, um unsere Ziele zu erreichen.
- Für Menschen, die Zeit und Ideen haben: Überlege, in welcher Form Du Dich für die Stiftung engagieren kannst und melde Dich per Email! Wir freuen uns auf Deine Anregung. Vielen Dank!
In diesem Sinne,
herzliche und solidarische Grüße
Stefan
Guten Tag,
heute möchte ich Euch aufmerksam machen auf die Ergebnisse vom Erasmus+ Projekt: Let's talk about homeless und insbesondere auf die Broschüre "Lass uns zusammen arbeiten: Werkzeuge für eine integrative Gesellschaft".
Die Broschüre wurde im vergangenen Jahr fertig gestellt und ist entstanden aus der Zusammenarbeit der Menhely Stiftung (http://www.menhely.hu/) in Budapest, dem Obdachlosentheaterprojekt Didadlo bez domova (http://www.divadlobezdomova.sk) in Bratislava, der Arrels Stiftung (https://www.arrelsfundacio.org/) in Barcelona und einigen Aktiven aus der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen (und der Stiftung Bethel als Projektträger).
Die Projekte und Einrichtungen aus Ungarn, der Slowakei und Spanien arbeiten seit vielen Jahren sehr eng mit wohnungslosen Menschen zusammen und haben viele Erfahrungen sammeln und immer wieder neue Projekte entwickeln können. Ich bin sehr stolz und dankbar, dass ich bei dem Projekt und der Erarbeitung der Broschüre mitwirken durfte und kann sagen: Aus den Kolleg:innen sind Freund:innen geworden. Das ist ein Geschenk.
Die Broschüre versammelt insgesamt 14 Beispiele aus 4 Ländern (Ungarn, Slowakei, Spanien und Deutschland), die allesamt zeigen, mit welchen kreativen Ansätzen und Konzepten es möglich ist und sein kann, dass sich obdachlose Menschen selbst zu Wort melden - häufig in Kooperation mit sozialen Einrichtungen oder anderen Unterstützenden.
Aber bitte macht Euch selbst ein Bild:
2022_letswork_erasmus_toolkit_deutsch.pdf
Weitere Fassungen der Broschüre in Englisch, Ungarisch, Slovakisch und Spanisch könnt ihr hier finden:
http://www.menhely.hu/index.php/nemzetkozi/homelesstalk/homelesstalk-news
Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Präsentation der Broschüre und der Projektbeispiele und die anschließende Diskussion dazu (ggf. auch weitere Nachfragen) sehr gute Anregungen geben wird zu der Frage, wie es wohnungslosen Menschen gelingen kann, zum Thema Wohnungslosigkeit ganz eigene und auch originelle Akzente zu setzen.
Wenn das für Euch/Dich von Interesse ist und ihr an dem Thema weiter arbeiten möchtet, dann melde Dich doch bitte und wir können einen Termin vereinbaren, bei dem ich Euch/Dir - ggf. zusammen mit anderen Beteiligten - die Broschüre gerne vorstelle und wir gemeinsam darüber sprechen können!
In diesem Sinne: Ich freue mich auf Eure/Deine Rückmeldung / Nachricht!
Herzliche Grüße,
Stefan
Guten Tag,
heute möchte ich aufmerksam machen auf den digitalen Aktionskongress des Paritätischen Gesamtverbandes unter dem Titel:
Armut? Abschaffen!
Wie schon 2021 veranstaltet der Paritätische Gesamtverband erneut einen digitalen Aktionskongress gegen Armut. Dieser findet am Donnerstag, 4. Mai 2023 von 14:00 Uhr bis ca. 18:30 Uhr und am Freitag, 5. Mai 2023 von 10:00 bis ca. 16:00 Uhr.
Worum geht es? Gemeinsam lernen, vernetzen und handeln, um armutspolitischen Forderungen mehr Gehör in der Öffentlichkeit und Politik zu verschaffen und den Druck für Veränderung erhöhen.
Die Wohnungslosen_Stiftung ist auf dem Kongress mit einem Impuls dabei
Am Donnerstag, den 4. Mai 2023 im Zeitraum von 17:15 Uhr bis 18:00 Uhr wird die Wohnungslosen_Stiftung zu der Frage: Teil 2: Welchen Einfluss haben Pandemie und Inflation auf soziale Arbeit, gesellschaftliche Solidarität und Selbstorganisation? auch einen Impuls einbringen.
Die Veranstalter:innen haben für unseren Impuls ganze 10 Minuten eingeplant. Das ist zwar sehr wenig, aber andere Gruppierungen sollen ja auch zu Wort kommen.
Von unserer Seite ist vorgesehen, dass zunächst Stefan Schneider (https://www.drstefanschneider.de/) die Wohnungslosen_Stiftung. Gesellschaft für Selbstvertretung wohnungsloser Menschen und Empowerment auf Augenhöhe gUG vorstellt. Dann wird Hartmut Noelling (https://hartmutnoelling.simdif.com/) ein kurzes Statement abgeben zur den Folgen von Pandemie und Inflation auf wohnungslose Menschen, und zum Schluss wird Nicole Lindner vom Bündnis gegen Obdachlosigkeit und Zwangsräumungen (https://bundnisgegenobdachlosigkeit.wordpress.com/) auf unsere Proteste und Mahnwachen eingehen, ganz nach dem Motto:
Selbstvertretung wohnungsloser Menschen ist möglich!
Informationen zum vollständigen Programm findet Ihr hier:
https://www.der-paritaetische.de/presse-und-kampagnen/armutabschaffen/aktionskongress-armutabschaffen-2023/
Mitmachen und Anmeldung und Kosten
Dazu teilen die Veranstalter mit:
Für wen ist die Veranstaltung: Die Veranstaltung ist für
- alle Menschen, die Armut abschaffen wollen
- Menschen, die selbst arm sind
- Menschen, die gegen Armut kämpfen
- Menschen, die im Beruf mit dem Thema Armut zu tun habe
Die Anmeldung ist hier zu finden:
https://eveeno.com/aktionskongress-2023
Die Veranstalter möchten, dass jeder Mensch bei dem Aktionskongress dabei sein kann. Niemand soll ausgeschlossen sein, weil das Ticket zu teuer ist. Darum gibt es drei Möglichkeiten:
- Das Regel-Ticket kostet 30 Euro
- Das ermäßigte Ticket kostet 15 Euro
- Das kostenlose Ticket
Menschen mit wenig Geld müssen für das Ticket nichts bezahlen. Zum Beispiel: Menschen, die Grundsicherung bekommen.
In diesem Sinne, wir sehen uns auf dem Kongress!
Herzliche Grüße,
Stefan
Guten Tag,
heute möchte ich aufmerksam machen auf eine Online-Umfrage, die sich an Menschen richtet, die wohnungslos sind oder waren. Es geht dabei darum, Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche zu untersuchen.
Das Besondere dieser Umfrage ist: Die Studie ist von den Arnd Liesendahl und Michael Müller initiiert, die selber lange Zeit wohnungslos waren. Auf der Suche nach einer Wohnung haben sie verschiedene diskriminierende Erfahrungen gemacht und andere Barrieren erlebt. Mit einer wissenschaftlichen Studie möchten sie dieses Phänomen jetzt systematisch untersuchen.
Ich bitte um freundliche Beachtung.
Herzliche Grüße, Stefan
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kooperationspartner:innen,
wir möchten Sie herzlich einladen, an einer Befragung zu den Erfahrungen von wohnungslosen Menschen bei der Wohnungssuche teilzunehmen bzw. auf sie aufmerksam zu machen.
Die Studie ist von den Arnd Liesendahl und Michael Müller initiiert, die selber lange Zeit wohnungslos waren. Auf der Suche nach einer Wohnung haben sie verschiedene diskriminierende Erfahrungen gemacht und andere Barrieren erlebt. Mit einer wissenschaftlichen Studie möchten sie dieses Phänomen jetzt systematisch untersuchen. Dafür arbeiten Sie zusammen mit Prof. Dr. Christoph Gille und Prof. Dr. Anne van Rießen von der Hochschule Düsseldorf. Die Studie wird auch von vielen Kooperationspartner:innen, darunter dem Förderverein der Wohnungslosenhilfe in Deutschland e.V. und der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V unterstützt.
Zwar kennen viele von Ihnen Schilderungen von Diskriminierungen und anderen Barrieren während der Wohnungssuche wohnungsloser Menschen. Systematische Studien dazu gibt es aber noch nicht. Die Studie will deswegen dazu beitragen, diese Erfahrungen genauer zu erkunden, sichtbar zu machen und wohnungspolitische Konsequenzen daraus zu ziehen.
Bitte machen Sie Menschen, die wohnungslos sind oder waren, auf unsere Studie aufmerksam und laden Sie sie ein mitzumachen. Leiten Sie diese Mail an andere Personen weiter, die wohnungslos waren oder sind und bitten Sie sie um Teilnahme. Machen Sie Organisationen oder Vereine auf die Studie aufmerksam und unterstützen Sie Menschen mit Zugang zum Internet und beim Ausfüllen der Befragung.
Alle Informationen zur Studie und den Link zur Befragung finden Sie auf der Website: www.diskriminierungneindanke.de. Anbei senden wir Ihnen außerdem das Plakat zur Studie, das Sie ausdrucken oder weiterversenden können.
Je mehr Menschen an der Befragung teilnehmen, umso aussagekräftiger werden die Ergebnisse.
Wir danken Ihnen schon jetzt sehr für Ihre Unterstützung!
Herzliche Grüße
Arnd Liesendahl, Michael Müller, Christoph Gille, Anne van Rießen
Stephan Nagel
Selbsthilfe, Selbstorganisation und politische Mobilisierung wohnungsloser Menschen
Die Bundeszentrale für politische Bildung veröffentlichte im letzten Jahr eine Protestchronik Deutschlands von 1949 bis 2020 (Langebach 2021). Auf 467 Seiten werden in dieser Publikation übergreifende Themen, Persönlichkeiten und vor allem beispielhaft: mehr als 90 Protestereignisse und Bewegungen in Ost und West skizziert - Proteste von Wohnungslosen bzw. zum Problem der Wohnungslosigkeit sind nicht verzeichnet. Erklärlich ist dies, weil politische Mobilisierung und Proteste zum Thema Wohnungslosigkeit in der Bundesrepublik nicht häufig auftreten, meist lokal begrenzt und kurzlebig sind. Die Nöte, Themen und Protestanlässe wohnungsloser Menschen können oft nur schwer an allgemeine gesellschaftliche Themen und die vorherrschenden Protestmilieus anknüpfen.
Wohl kaum eine Gruppe hat größere Schwierigkeiten bei der politischen Mobilisierung und Selbstorganisation zu überwinden als wohnungslose Menschen. Verarmung, Ausgrenzung und die Erfordernisse der Organisation des täglichen (Über)Lebens, ob in städtischer Unterkunft oder auf der Straße, lassen wenig Platz . für Organisationsprozesse. Es mangelt dafür an wesentlichen Ressourcen: Geld, Räumen, politischer Erfahrung, Zugang zu Bündnispartnern und zum politischen System. Weiterhin sind Lebenslagen und Herkunft wohnungsloser Menschen diverser denn je: Die Gemeinsamkeiten von langjährig auf der Straße lebenden Menschen etwa mit jugendlichen, jugendkulturell geprägten Wohnungslosen, mit geflüchteten Familien, mit wohnungslosen EU-Bürger:innen, die häufig einer Lohnarbeit nachgehen, oder Frauen in Frauenhäusern sind eher gering. Die Unterschiede aufgrund von Nationalität, Dauer der Wohnungslosigkeit, Lebensalter und Familiensituation (alleinstehend oder Verantwortung für Kinder) erschweren gemeinsame Handlungsansätze erheblich. Gruppen,die aufgrund von verbinden der Herkunft, Hautfarbe, Behinderung, sexueller Orientierung/Identität diskriminiert werden, können sich leichter in Hinsicht auf diese Merkmale organisieren, denn sie können oder wollen diese Merkmale nicht hinter sich lassen. Sie können Anerkennung, Versorgung, Gleichberechtigung und Emanzipation aufgrund oder trotz dieser Merkmale erstreiten. Bei der Wohnungslosigkeit hingegen sollte es nicht darum gehen, Anerkennung, Würde und Unterstützung in der besonderen Lebenssituation zu erreichen, sondern Wohnungslosigkeit sollte so schnell wie möglich beseitigt werden. Insgesamt sind also die Artikulations-, Mobilisierungs-, Organisations- und Durchsetzungsfähigkeiten (Willems/Wimer, 2000: 14) wohnungsloser Menschen und Gruppen gering. Für sie ist es schwierig, gemeinsame Deutungsrahmen (Snow et al. 1986) zu entwickeln, der Zugang zum formalen lnteressenvermittlungssystem der Parteien und Parlamente ist kaum gegeben. Die „politischen Gelegenheitsstrukturen" sind insgesamt ungünstig (Tarrow 1982).
Und doch gibt es trotz aller Schwierigkeiten Selbsthilfe, Selbstorganisation und Protestmobilisierung von und mit wohnungslosen Menschen in Deutschland; es gibt Projekte von und unter Beteiligung wohnungsloser Menschen und Partizipationsansätze in Projekten Sozialer Arbeit.
Selbsthilfe, Selbstorganisation und die Organisation des Überlebens
Gemeinhin selten wahrgenommen und anerkannt sind die vielfältigen vor allem informellen Formen der Selbsthilfe und Selbstorganisation armer Menschen. Wenn „erfindungsreiche Strategien alltäglicher Subsistenzsicherung" (Preußer 1989: 58) kollektiv in der Wohnungslosigkeit das Überleben, das Einkommen, die Unterkunft und Sozialleistungen teilen, erstreiten, organisieren oder erbetteln, dann entstehen Formen des Aktivismus und der Selbstorganisation, die oft übersehen, abgewertet, diskriminiere oder gar sozial-, ordnungs- bzw. strafrechtlich sanktioniere werden.
Verstärkt seit den rot-grünen Reformen der Grundsicherung („Hartz IV") sind die Zugänge in das soziale Sicherungssystem erschwert und abschreckend, oft auch beschämend, gestaltet worden. Hohe Anforderungen an Flexibilität und Initiative, das Prinzip „fordern und fordern" und die an Arbeitsmarktintegration ausgerichtete Existenzsicherung haben viele wohnungslose Menschen von der Grundsicherung ausgeschlossen. Die engen und auch prozedural weiter erschwerten Zugänge für EU-Bürger:innen in das soziale Sicherungssystem haben diese Armut und auch absolute Armut in Deutschland verschärft. Historisch marginalisiert geglaubte Phänomene wie Armenspeisungen, Lebensmittelvergabe, Kleiderkammern und Betteln erleben eine Renaissance. In Hamburg zum Beispiel hat sich die Zahl der obdachlos auf der Straße lebenden Menschen zwischen 2009 und 2018 auf 1.910 Personen fast verdoppele. Der Anteil der Obdachlosen, die Sozialleistungen oder Rente bezogen, hat sich auf nur noch 28,3% halbiert. 14,3% der Befragten verfügten über gar kein Einkommen. Prekäre Einkommen aus Tätigkeiten wie Flaschensammeln, Betteln, Verkauf von Straßenzeitungen, Prostitution oder Unterstützung durch ihr soziales Umfeld sind für insgesamt 37,1% der Befragten Obdachlosen das Haupteinkommen. [1] Die Ergebnisse dieser Befragungen belegen, dass prekäre Überlebens- und Reproduktionsstrategien von obdachlos auf der Straße lebenden Menschen erheblich an Bedeutung gewonnen haben.
Gegenseitige Unterstützung bei der Durchsetzung von Sozialleistungen durch Beratung und Begleitung, gemeinsames „Platte machen", der Bau von Zelten, Verschlägen und Unterständen als Witterungsschutz, die Versorgung in Nischen auf dem grauen Wohnungsmarkt, die Organisation in Gruppen zur preiswerteren Pendelmigration, gegenseitiger Schurz und Unterstützung beim Betteln, Austausch und Unterstützung auf inoffiziellen Tagelöhnermärkten, Beteiligung an Straßenzeitungsverkauf; all dies sind kollektive Formen der Selbsthilfe und Überlebenssicherung, die teilweise diffamiert und kriminalisiert werden als: „Bettelmafia", „Horrorhäuser", „Schrottimmobilien", „Sozialhilfebetrug" [2], Arbeiterstrich" (dazu Riedner 2018), „Schwarzarbeit", „Menschenhandel" oder "Schandfleck".
Politische Proteste und Mobilisierung
Bislang ist eine umfassende Aufarbeitung, Analyse und Würdigung politischer Proteste und Bewegungen wohnungsloser Menschen in Deutschland nicht erfolgt. Eine unsystematische Sichtung politischer Protestaktionen wohnungsloser Menschen zeigt, dass diese oft an akuten Missständen in der unmittelbaren Lebenswelt anknüpfen und sich häufig an der staatlichen Repression einfachen Überlebenshandelns entzünden.
Es finden sich Proteste gegen die Räumung von Schlafstätten obdachloser Menschen [3], politische Mobilisierung für ein Bleiberecht von „Obdachlosensiedlungen" [4], Proteste gegen Vertreibung von „Straßenszenen" und gegen restriktive Straßensondernutzungsregelungen [5], gegen die Verhängung von Ordnungsstrafen wegen Nächtigens im öffentlichen Raum [6], für einen offenen Zugang zur Notunterbringung oder für bessere Standards in Notunterkünften.[7] Aber auch weiterreichende Themen wie Versorgung mit Wohnraum, Wohnungspolitik, eine Verbesserung des Hilfesystems [8] oder Zugang zu Arbeit [9] sind Anlässe bzw. Ziele dieser Proteste. Kundgebungen, Demonstrationen, Mahnwachen, Sleep-Outs sind die überwiegenden Aktionsformen, aber auch Aktionen Zivilen Ungehorsams und begrenzter Regelverletzungen, wie Störung von Sitzungen eines Kommunalparlamentes und Hausbesetzungen, finden statt. Dabei gibt es sowohl Proteste, die weitgehend allein von wohnungslosen Aktivist:innen initiiert und getragen wurden, als auch solche, die stärker durch politische Unterstützer:innen aus der kritischen Öffentlichkeit und des Wohnungslosenhilfesystems erfolgten und die von „Betroffenen" unterstützt werden.
Selbsthilfe und Projekte
Sei es auf Initiative Betroffener oder aus dem professionellen Wohnungsnotfallhilfesystem heraus, es ist eine Fülle von Projekten entstanden, die wohnungslosen und armen Menschen eine Stimme geben (Straßenzeitungen), Überlebenshilfen organisieren (Treffpunkte, Kleider- und Trödelkammern) und Arbeitsplätze für wohnungslose Menschen geschaffen haben (Gartenarbeit, Umzugshilfen, Kleintransporte). Manchmal konnten einigermaßen geeignete arbeitsmarktpolitische Instrumente von Trägern sozialer Arbeit oder aus Selbsthilfeinitiativen dafür unterstützend genutzt wurden. Seltener mit der Schaffung von Erwerbsmöglichkeiten verbunden sind Projekte der ermächtigenden Gemeinwesenarbeit, der politischen Bildung (Obdachlose als Führer durch „ihre" Stadt, Radioprojekte), der Soziokultur (Musik und Theaterprojekte).[10] Beispiel für ein ermächtigendes und therapeutisches Kulturprojekt ist eine von Gerd Arland getragene Theatergruppe, deren Grundsatz es war, „eigen Erlebtes in schauspielerischer Form auf die Bühne zu bringen" (Güra 2006: 93). Die Theatergruppe „Obdach!-Fertig!-Los!" hatte ab 1994 zunächst unter der „fördernden Obhut der Einrichtung, dann als eingetragener Verein" (ebd.) in 20 Jahren mit einer Gruppe von Wohnungslosen, ehemals Obdach- und Wohnungslosen, Trinkern und Hartz-I V-Empfängern in wechselnder Besetzung mit etwa 15 Amateurschauspieler:innen sieben Theaterstücke entwickelt und auf die Bühne gebracht.
Partizipation
Über Partizipation, verstanden als Beteiligung der von Wohnungslosigkeit Betroffenen „an Entscheidungen über die Planung und Dienstleistungserbringung sozialer Dienste" (Specht 2010: 58), ist in den Wohnungsnotfallhilfen verstärke in den vergangenen 10 Jahren diskutiert worden. Dabei sind die programmatischen Beiträge vergleichsweise zahlreich [11] während eine befriedigende Umsetzung der diskutierten Ansätze in die Praxis schwierig und nicht allzu häufig zu sein scheint (Gerull 2017, 2018). Obwohl für die Partizipation „gewichtige philosophische, politische und rechtliche Gründe geltend gemacht werden können, scheitert Partizipation bisher oft an einem traditionellen Hilfeverständnis und an den unterschiedlichen Milieubindungen der Beteiligten." (Szynka 2014: 84) Hürden bilden mangelnde Aufgeschlossenheit bei den Professionellen, unpassende Formate, hohe Fluktuation der Nutzer:innen v.a. in Beratungsstellen und niedrigschwelligen Einrichtungen. Erfahrungen mit den vorgeschlagenen Ansätzen bleiben nicht selten hinter den Erwartungen zurück. Die professionellen Unterstützer sind in Gefahr, die Partizipation mit Ansprüchen zu überfrachten oder für ihre organisationsbezogenen oder politischen Ziele zu funktionalisieren.
Wichtige Marksteine für die allmähliche Etablierung der Partizipation in den Wohnungsnotfallhilfen in Deutschland waren die Vertretung eines Mitglieds der „Bundesbetroffeneninitiative" (Rolf Bünger) im Vorstand des bundesweiten Fachverbands BAGW seit den 1990er Jahren, die Veröffentlichung einer Empfehlung (BAGW 2015), Fachtagungen, die Einrichtung einer Arbeitsgemeinschaft Partizipation in der BAGW 2015 sowie die Einrichtung eines „Fonds zur Förderung und Unterstützung der unabhängigen Teilnahme aktuell oder ehemals von Wohnungslosigkeit betroffener Menschen" im Jahr 2019, finanziert über zusätzliche Mitgliedsbeiträge (Jordan 2019).
Bundesweite Selbstvertretung Wohnungsloser
Nach dem Ansatz der „Bundesbetroffeneninitiative (BBI)" seit Anfang der 1990er Jahre ist die „Selbstvertretung wohnungsloser Menschen" (SWM) der zweite Versuch, eine Interessenvertretung wohnungsloser Menschen mit bundesweiter Ausstrahlung zu entwickeln. Seit 2016 fanden sechs „Wohnungslosentreffen" in wechselnden Einrichtungen der stationären Wohnungshilfe in Deutschland statt, die bundesweit wohnungslose Menschen in Kontakt und Austausch brachten. Ausgehend von einem kleinen Kreis Aktiver, die teilweise aus bereits bestehenden Zusammenhängen stammten (Armutsnetzwerk e.V., Berberinfo, HOPE) und einer Initiative der Wohnungslosenhilfe Freistatt (Bethel) trafen sich in diesen Jahren jeweils um die hundert wohnungslose bzw. ehemals wohnungslose Menschen zum Austausch, zur Vernetzung, zu politischer Bildung und Debatte und auch zur Freizeitgestaltung.[12] Von dem Ansatz eines einwöchigen Treffens haben sich verstärkt Nutzer:innen stationärer Einrichtungen oder anderer Wohnprojekte der Wohnungslosenhilfe ansprechen lassen. Jüngere, Frauen, nichtdeutsche Wohnungslose und akut obdachlos auf der Straße lebende wohnungslose Menschen waren unterrepräsentiert (Benz/Toens 2022: 16).
Ermöglicht harte diese Treffen zunächst das Projekt „Teilhabe und Selbstorganisation", angesiedelt in Freistatt. Unter anderem mit Mitteln der Aktion Mensch wurde eine „Koordinierungsstelle der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen/ Wohnungslosentreffen" geschaffen, die die großen jährlichen Wohnungslosentreffen "und die dazwischen stattfindenden Arbeitstreffen des aktiven Kerns vorbereitete. In der Koordinierungsstelle wurden drei Personen beschäftigt, zwei Betroffene und ein von Wohnungslosigkeit nicht betroffener Sozialwissenschaftler.[13] Im Jahr 2019 wurde ein Verein gegründet, um eine Weiterarbeit mit dem Ziel des Aufbaus einer „Selbstvertretung wohnungsloser Menschen" mit bundesweiter Bedeutung und Ausstrahlungskraft auf eine rechtlich sichere Grundlage zu stellen. Toens und Benz sehen in ihrer Analyse der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen als „prägende Elemente" der bisherigen Praxis die „Vermittlung von 'Expert*innen aus Erfahrung' in Gremien, Medien, Anhörungen, parrizipative Lehr- und Forschungsprojekte" (ebd.: 18). Durch den Zusammenschluss in einer Gruppe und die Erarbeitung gemeinsamer Positionen, können sich wohnungslose Menschen „auf einen Raum beziehen, der größer ist als ihre individuell biographische Erfahrung" (Schneider 2021: 126) und dadurch im besten Fall politisch handlungsfähig werden.
Verflechtungen: Selbsthilfe, Selbstorganisation und Projekte der Wohnungsnotfallhilfen
Die unterschiedlichen Formen kollektiven Handelns wohnungsloser Menschen sind oft miteinander verschränkt, gehen in einander über bzw. entwickeln sich von der einen zur anderen Form. Und sie sind häufig eng mit Initiativen aus dem professionellen Wohnungsnotfallhilfesystem verknüpft. Neben der oben skizzierten Entstehung der „Selbstvertretung wohnungsloser Menschen" ist die Geschichte der Selbsthilfegruppe „Oase" dafür ein Beispiel im lokalen Rahmen: Im Nachgang zu hamburgischen Aktivitäten im Kontext der bundesweiten von der BAG Wohnungslosenhilfe im Jahr 1993 initiierten „Nacht der Wohnungslosen"[14] gründete sich die Selbsthilfegruppe „Oase", der bald 18 Personen angehörten. Sich gegenseitig Unterstützung zu geben, Begleitung und Beratung von Betroffenen, Aufklärung, Öffentlichkeitsarbeit sowie Anmietung von Wohnraum formulierte die Gruppe als ihre Ziele (Müller/Orban, 1993: 49). Im September 1993 forderte die Selbsthilfegruppe in einer öffentlichen Stellungnahme u.a. ein besseres Winternotprogramm in Hamburg sowie Wohnungen für wohnungslose Menschen (taz hamburg 4.9.1993). Noch im Gründungsjahr wurde die Selbsthilfegruppe von einer Projektgruppe des Diakonischen Werkes angesprochen, ob sie bei der in Gründung befindlichen nach dem Vorbild der Londoner „Big lssue" konzipierten Straßenzeitung „Hinz&Kunzt" mitmachen wolle. Ein Teil der Aktiven der Selbsthilfegruppe stieg in dieses Projekt ein, übernahm den Vertrieb der Zeitung und stellte die ersten Verkäufer. Durch die Zusammenarbeit der Oase mit dem populären Straßenzeitungsprojekt gewann die Gruppe an Ansehen u nd Bekanntheit, positionierte sich politisch und wurde vom Sozialausschuss der Hamburger Bürgerschaft eingeladen (Müller/Orban 1995: 50). Im Laufe der Zeit ging dieser Teil der Selbsthilfegruppe jedoch im von Journalist:innen und Sozialarbeitenden dominierten Straßenzeitungsprojekt auf und verschwand als politischer Akteur. Die nicht zum Projekt Hinz&Kunzt gewechselten Personen gründeten einen selbstorganisierren Treffpunkt mit Beratungsangebot, einem warmen Mittagessen, Waschmöglichkeit und einer Kleiderkammer. Mit Arbeitsmarktinstrumenten wurden einige Arbeitsplätze geschaffen und Wohnungen an Wohnungslose vermietet. Da die Stadt nicht bereit war, über den Mietzuschuss hinaus die Arbeitsstellen dauerhaft zu finanzieren, und der Verein nicht bereit war, seinen Mitarbeitenden zu kündigen, um neue Mitarbeitende mit neuer Arbeitsamtsförderung einzustellen, mussten schließlich die Löhne mit Spenden, Flohmarktaktionen und ähnlichem erwirtschaftet werden. Dies gelang nur wenige Jahre, so dass dann der Verein Oase 2004 seinen Treffpunkt schließen und den Mitarbeitenden kündigen musste.[15]
Persönlichkeiten, Bewegungsunternehmer
Sabine Ruß (2005: 339) hat in ihrer Analyse der großen Bewegungen zur Wohnungslosigkeit in den USA und Frankreich auf die wichtige und durchaus ambivalente Rolle charismatischer Persönlichkeiten in diesen beiden Ländern hingewiesen (Mitch Snyder - der „Einzelkämpfer"; Abbe Pierre - der „zornige Prophet"). Nun gibt es in Deutschland weder national bekannte, charismatische Persönlichkeiten noch politische Bewegungen zum Thema Wohnungslosigkeit, die mit den historischen Bewegungen in den USA und Frankreich vergleichbar wären.
Dennoch spielen auch im kleinen Rahmen der Selbstorganisation wohnungsloser Menschen, ähnlich wie in fast allen anderen gering strukturierten und ressourcenschwachen Initiativen oder sozialen Bewegungen, einzelne Persönlichkeiten eine große Rolle. Sie bringen ihre Kompetenzen, ihre Energie und Leidenschaft ein, halten die organisatorisch schwache Gruppe zusammen, übernehmen Verantwortung, ergreifen Initiativen, treiben voran. Diese wichtige und unverzichtbare Rolle einzelner Personen in informellen Zusammenhängen birgt aber eine Reihe von Fallstricken: Die Handlungsfähigkeit und Stabilität der Gruppe ist in hohem Maße von diesen wenigen Personen abhängig. Noch stärker als in Initiativen des „middle class radicalism" finden in Gruppen Wohnungsloser Menschen mit geringer politische Erfahrung zusammen, die aber meist ausgeprägte belastende Lebenserfahrungen mitbringen. So können Konflikte, gerade persönlich geprägte Konflikte und Idiosynkrasien einzelner Personen, seien es wohnungslose oder unterstützende Aktivist:innen, den Zusammenhalt einer Gruppe schnell gefährden.
Unterstützung durch Soziale Arbeit, Verbände, Parteien, Kirchen
Die prekäre und ressourcenschwache Verfasstheit der Selbstorganisation wohnungsloser Menschen macht sie in besonderem Maße abhängig von der Unterstützung durch andere, seien es Institutionen der Sozialarbeit, Verbände, Kirchen, andere Bewegungen oder Bürgerrechtsorganisationen. Der Unterstützungsbedarf erstreckt sich auf die Bereitstellung von Ressourcen (Geld, Räume), organisatorische, politische und rechtliche Beratung, wissenschaftliche Expertise, Unterstützung beim Verfassen von Texten sowie Vermittlung von Bündnispartnern und Kontakten in das politisch-administrative System. In einer Untersuchung von 15 kleineren US-amerikanischen Organisationen wohnungsloser Menschen wurde festgestellt, dass dreiviertel ihrer Ressourcen von karitativen, bürgerrechtlichen und kirchlichen Unterstützungsorganisationen stammten (Cress/Snow 1996).
Diese Organisationen und ihre Vertreter:innen haben eigene Interessen und unterliegen spezifischen Handlungszwängen. Es kommt darauf an, bei der Unterstützung der Selbstorganisation Wohnungsloser diese offenzulegen und möglichst weitgehend zurückzustellen. Nur dann kann es gelingen, bei der Ermutigung, Förderung und Unterstützung der Selbstorganisation deren Eigenlogiken, Themen und Ziele zu achten, paternalistische Übergriffe und politische Funktionalisierungen zu vermeiden.
Ausblick
Seit vielen Jahren besteht in der Öffentlichkeit eine sympathisierende Aufmerksamkeit für die Nöte und Probleme wohnungsloser Menschen, und wohl niemand würde ernsthaft argumentieren, dass das Anliegen Wohnungsloser, Wohnraum zu erhalten, nicht legitim sei. Die extreme Form der Wohnungslosigkeit, die Obdachlosigkeit findet in der Öffentlichkeit vor aller Augen statt. Aber Sichtbarkeit, Sympathie, moralische Legitimität der Anliegen und gute Argumente haben offensichtlich nicht ausgereicht, die Interessen, die einer Beseitigung der Wohnungslosigkeit im Wege stehen, zu überwinden. Statt eine entschieden soziale Wohnungspolitik zu entwickeln, wurde das Problem vor allem an die Soziale Arbeit delegiert.
Nun hat sich die aus SPD, Grünen und FDP gebildete Bundesregierung – eine Initiative des europäischen Parlaments aus 2020 aufgreifend - im Ende 2021 geschlossenen Koalitionsvertrag (2021: 71) das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 die Obdach- und Wohnungslosigkeit zu überwinden, dafür will sie einen Nationalen Aktionsplan auflegen. Damit ist zum ersten Mal seit Jahrzehnten die Überwindung der Wohnungslosigkeit auf der politischen Agenda einer Bundesregierung. Dies wird (unterstützt von der erstmalig im Sommer 2022 veröffentlichten Wohnungslosenstatistik) auch zu einer deutlich größeren Anerkennung und Bedeutung des Themas in der Öffentlichkeit führen. Das Vorhaben nährt die Erwartung, dass die Bundesregierung nun für dieses Ziel auch ein umfassendes und wirksames Handlungsprogramm entwickelt, und es weckt Hoffnungen auf eine Verbesserung der Situation. Darüber hinaus weckt es die Hoffnung, dass durch die Vergrößerung des Resonanzraumes auch die Stimmen kollektiver Akteure wohnungsloser Menschen gestärkt und besser gehört werden.
Literatur
- BAGW 2015: Empfehlung: Mehr Partizipation wagen. Förderung und Unterstützung von Partizipation in der Wohnungslosigkeit, Berlin https://www.bagw.de/fileadmin/bagw/media/Doc/POS/POS_15_Empfehlung_Partizipation.pdf
- Benz, B./Toens, K. 2022: Interessen wohnungsloser Menschen im Spannungsfeld von Anwaltschaft, Mitbestimmung und Selbstvertretung. In: WSI Mitteilungen Nr. 1/2022: 12- 19
- Bundesagentur für Arbeit 2022: Arbeitshilfe: „Bekämpfung von bandenmäßigem Leistungsmissbrauch im spezifischen Zusammenhang mit der EU-Freizügigkeit" Nur für den internen Dienstgebrauch,
https://www.tacheles-sozialhilfe.de/aktuelles/archiv/neune-arbeitshilfe-bekaempfung-von-bandenmaessigem-leistungsmissbrauch-im-spezifischen-zusammenhang-mit-der-eu-freizuegigkeit.html - Cress, D. M./Snow, D. A. 1996: Mobilization at the Margins: Resources, Benefactors, and the Viability of Homeless Social movement Organizations, in: American Sociological Review, Vol. 61: 1089-1109
- Eimertenbrink, M. 2012: Straßenzeitung, Stadtführungen, Obdachlosenuni & Co. Wohnungslose gemeinsam Aktiv!, Berlin https://gangway.de/strassenzeitung-stadtfuehrungen-obdachlosenuni-co-wohnungslose-gemeinsam-aktiv-2/
- Gerull, S. 2017: Partizipation in der Wohnungslosenhilfe, in: wohnungslos Nr. 4/2017: 113-117
- - 2018:„Spaghetti oder Reis?" Partizipation in der Wohnungslosenhilfe, Berlin -Milow - Strasburg
- - 2010: Selbsthilfe wohnungsloser Menschen. Ein strapazierter Begriff macht Karriere. In: Soziale Arbeit Nr. 10 /2020: 374-380
- Güra, C. 2006: Obdach-Fertig-Los. Hamburgs erstes Obdachlosentheater. In: wohnungslos Nr. 3/2006: 93-95
- Herbst, K.; Schneider, S. 2003: Selbsthilfe: Chaotische Professionalität. In: wohnungslos Nr. 2/2003: 93-96
- Jordan, R. 2019: Mehr Beteiligung in der Wohnungslosenhilfe. Aktuelle Entwicklungen in Fragen der Betroffenenbeteiligung im Hilfesystem und im Verband. In: wohnungslos, Nr. 4/2019: 130-133
- Kämper, A.; Ratzka, M. 2018: Befragung obdachloser, auf der Straße lebender Menschen und wohnungsloser, öffentlich-rechtlich untergebrachter Haushalte 2018 in Hamburg. Auswetungsbericht, Hamburg https://www.hamburg.de/contentblob/12065738/5702405ed386891a25cdf9d4001e546b/data/d-obdachlosenstudie-2018.pdf
- Koalitionsvertrag 2021-2025: Mehr Fortschritt wagen. Bündnis für Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Koalitionsvertrag zwischen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), Bündnis 90 /Die Grünen und den Freien Demokraten (FDP), Berlin https://www.spd.de/fileadmin/Dokumente/Koalitionsvertrag/Koalitionsvertrag_2021-2025.pdf
- Langebach, M. (Hg.) 2021: Protest. Deutschland 1949 - 2020, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn
- Müller, A.; Orban, M. 1995: Obdachlosenhilfe zwischen Sinnstiftung und Vermarktung, Hamburg, Ambulante Hilfe e.V. Praxis und Sozialplanung Nr. 5 http://www. wohnungslose.de/daca/Publikationen/ Heft%20S.pdf
- Nagel, S.; Rieckmann, H.-J. 1999: Grenzen des sozialarbeiterischen Standpunktes. Anmerkungen zum Konflikt um „Trinkersatzungen". In:wohnungslos Nr 4, S. 161-164
- Preußer, N. 1989: Not macht erfinderisch. Überlebensstrategien der Armenbevölkerung seit Beginn des 19. Jahrhunderts, München - Wien
- Riedner, L. 2018: Arbeit! Wohnen! Urbane Auseinandersetzungen um die EU-Migration. Eine Untersuchung zwischen Wissenschaft und Aktivismus, Münster
- Schmidt, K. 2018: Ordinary Homeless Ciries? Geographien der Obdach- und Wohnungslosigkeit in Rio de ]aneiro und Hamburg, Diss. Hamburg http://ediss.sub.uni-hamburg.de/volltexte/2018/9252/pdf/Dissertation.pdf
- Schneider, S. 2021: Platte, Plenum, Politik. Selbstvertretung wohnungsloser Menschen als Herausforderungen für Akteure und Unterstützende. In:SozialExtra 2/2021: 122-127
- Snow, D.A.; Rochford, Jr. E. B.; Worden, S. K.; Benford, R. D. 1986: Frame Alignment Processes, Micromobilization, and Movement Participation, in: American Sociological Review, Vol. 51, No. 4, S. 464-481
- Specht, T. 2010: Thesen zu Partizipation, Selbstorganisation und Selbsthilfe wohnungsloser und von Wohnungslosigkeit bedrohter Menschen. In: wohnungslos Nr.2:58-59
- Szynka, P. 2014: Partizipation in der Wohnungslosenhilfe. In: Archiv für Wissenschaft und Praxis der sozialen Arbeit Nr. 3/2014: 84-91
- Tarrow, S. 1982: Struggling to Reform: Social Movements and Policy Change During Cycles of Protest, Cornell (Occasional Papers No.15)
- Willems, U.; von Winter, T. 2000: Die politische Repräsentation schwacher Interessen: Anmerkungen zum Stand und zu den Perspektiven der Forschung. In: dies. (Hg.): Politische Repräsentation schwacher Interessen, Opladen: 9-38
Stephan Nagel
E-Mail:
Anmerkungen
- Kämper: Ratzka 2018: 34f. Arbeitslosengeld I. II, Sozialhilfe, Rcnte als Haupteinkommensquelle sind bei Obdachlosen von 58,0% in 2009 auf 28,3% in 2018 zurückgegangen. Betteln als Haupteinkommensquelle nahm in diesem Zeitraum von 6,6% auf 9,3% zu.
- Die Arbeitshilfe der Bundesagentur für Arbeit "Bekämpfung von bandenmäßigem Leistungsmissbrauch im spezifischen Zusammenhang mit der EU-Freizügigkeit" sieht zum Beispiel fehlerfrei ausgefüllte SGB II Anträge trotz schlechter Sprachkenntnisse als Hinweis auf Sozialbetrug. (Bundesagentur für Arbeit 2022: S. 4)
- Z.B.: Proteste in München (Riedner 2018); in Berlin z.B.Tiergarten 2017, in Hamburg „Zaunkonflikt" im September 2011 (Schmidt 2018: 270 - 272)
- In: Berlin Rummelsburger Bucht 2020/21, in Hamburg Stresemannstr. (2013)
- Protestaktionen, Demonstration und Klage von Punks gegen eine „Trinkersatzung" in Elmshorn 1989 (Nagel; Rieckmann 1999)
- Dortmund 11/2018; Düsseldorf 2/2019
- München 3/2016; Hamburg 30.10.2014, 9.2.2019; Hamburg 13.1.2021
- Berlin 1/2019, Hamburg 2/2019, aber nicht nur in Großstädten, sondern z.B. auch Mönchengladbach 9.3.2018
- München 2016, 2018
- Maik Eimertenbrink (2012) hat eine Fülle von Praxisbeispielen zusammengestellt. Siehe auch den Bericht von Herbst und Schneider (2003) über den Berliner Verein „mob e.V.".
- Für das Agendasetting in der Wohnungslosenhilfe in diesen Jahren sind v.a. die Beiträge von Rolf Bünger, Stefan Gillich, Doris Kölz, Roland Saurer, Stefan Schneider, Peter Szynka in der Zeitschrift wohnungslos und anderen Publikationsorten hervorzuheben.
- Die Programme, Arbeitsergebnisse, Erklärungen zum Selbstverständnis, die weiteren Vorhaben etc. können auf zwei Websites eingesehen werden: https://www.wohnungslosentreffen.de/; https://wohnungslosentreffen.org /
- Aus der Perspektive des bis 2/2022 Projektverantwortlichen (Schneider: 2021) gibt es eine kompakte und instruktive Übersicht über die Geschichte, den Assistenzansatz, die Arbeitsmethoden und auch die Konflikte der Arbeit der Koordinierungsstelle Selbstvertretung wohnungsloser Menschen.
- Am 25.6.20193 fanden bundesweit im Rahmen der „Nacht der Wohnungslosen" in etwa 120 bundesdeutschen Städten sleep-ours statt. In Hamburg kamen „kaum 100 Personen auf den Gerhardt-Hauptmann Platz" taz 28.6.1993 https://taz.de/!1610773/
- Hamburger Abendblatt 24.12.2003; taz Hamburg 6.4.2004 https://taz.de/!691220/
Gemeinsames Ergebnisprotokoll
Teilnehmende:´Annette (Elsdorf), Anne-Kathrin (Berlin), Bianca (Herzogsägmühle), Bessy (Herzogsägmühle), Carsten (Herzogsägmühle), Christoph (Erlangen), Freddy (Leipzig), Gaby (Düsseldorf) Hartmut (Württemberg) Helmut (Herzogsägmühle), Janita (Essen), Janina (Berlin), Jürgen (Leipzig) Karsten (Mainz), Lydia (Herzogsägmühle), Manja (Heimbach), Marcus (Freistatt), Markus (Frankfurt), Michael (Darmstadt), Michael (Erlacher Höhe), Michael – O. (Erlacher Höhe), Michael (Heimbach), Mike (Leipzig), Moni (Leipzig), Nicole (Berlin), Olaf (Lüneburg), Pepe (Chemnitz), Roderich (Berlin) Sandra (Herzogsägmühle), Simon (Herzogsägmühle), Stefan (Berlin), Steffen (Berlin), Sven (Habersaathstraße), Sybill (Berlin), Tobias (Erlangen), Uli (Herzogsägmühle), Uwe (Lüneburg), Werner (Berlin)
Insgesamt waren Menschen aus 8 Bundesländern (Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz sowie Sachsen) und insgesamt 16 Städten beziehungsweise Orten dabei.
Entschuldigt: Jan (Frankfurt), Susanne (Berlin), Gregor (Berlin), Swen (Heidelberg)
Input: Andrea Protschky (Berlin), Bruno (Kamera), Schubi Straßenfeger (Musik), Steffen (Leftvision) sowie von Querstadtein Jennifer, Clemens, Liv, Salome sowie Dieter https://querstadtein.org/ueber-uns/team/
Montag, 27.03.2023 – Anreise (wegen Streik der Bahn nur ein Teil der Gruppe)
Dienstag, 28.03.2023 – Anreise weiterer Teilnehmender
Vormittags: Auftaktplenum
Das erste Plenum (es sind wegen des Streiks noch nicht alle angereist, sie treffen im Verlauf des Tages ein) beschäftigt sich mit der Frage, wie effektiv thematisch gearbeitet werden kann.
Es reicht nicht aus, nur über ein Thema zu sprechen, vielmehr müssen Positionen festgehalten werden, es sollen Ziele formuliert und die Schritte darin festgelegt werden. Das ist zum Beispiel ein Programm.
Ausgehend davon wäre es wichtig, regelmässig in die Auswertung und Fehleranalyse zu gehen. Was ist der Sachstand, was hat sich verändert, wie ist das Thema fortzuschreiben.
Die thematische Arbeit ist idealerweise gut vorzubereiten unter Einbezug auch externer Expert:innen. Gesammelte Erfahrungen wollen wir teilen und idealerweise in einem Wissenspeicher festhalten. Auf dieser Grundlage können wir auch einen Wissenstransfer für andere, z.B. für Sozialarbeiter:innen organisieren.
Kern der thematischen Arbeit sind die realen Treffen, die Kontinuität kann durch regelmässige Online-Treffen organisiert werden. Als weitere Mittel der Arbeit stehen uns zur Verfügung:
- Emails
- Newsletter
- Email-Verteiler
- Protokolle von Onlinetreffen
Nicht alle haben gute Online-Zugangsmöglichkeiten und es besteht ein Bedarf z.B. an Handys/ Smartphones: Entweder neue Geräte oder aufgearbeitete Altgeräte (ReUse)
Strategie:
In direkter Verbindung mit der thematischen Arbeit steht die Frage nach unserer Strategie:
• Wo stehen wir?
• Was ist zu ändern?
• Wie kommen wir
- weiter?
- zum Ziel?
• Wo wollen wir hin?
Thema: Krankenversorgung / Krankenversicherung
1. EU – Bürger auf der Straße
2. Pflicht KV für deutsche Staatsbürger per Gesetz aber Realität ist anders
3. durch Auslandsaufenthalt → Fehlzeiten in KV
4. wenn KV – Beiträge nicht gezahlt werden können
→ Schulden steigen unkontrollierbar
→ trotzdem nur Notversorgung
5. aktuell: bei Anmeldung für ALG2 → automatisch für 1 Monat krankenversichert
6. Problem: bei Nichtanmeldung →Nachweis!
Forderungen zur Verbesserung:
• Aufklärung
• neuer Termin für Entschuldung erreichen und dies öffentlich machen
• Wissen / Lösungen öffentlich machen; das ist ein wichtiger Aspekt auch der Prävention z.B. bei jungen Menschen
• Erkenntnis: Das Problem kann nicht ausgesessen werden !!!
• statt dessen aktiv werden und Kontakt zur KV suchen
• Ansprechpartner für erfolgreich bearbeitete Krankenkassen-Schuldenproblematiken in unserer Runde sind Hartmut und Karsten (Mainz)
• Schuldnerberatung mit einbeziehen
• Fachveranstaltungen nutzen, z.B. ein kommender Fachtag in Niedersachsen am 27.04.2023 „Schulden im Zusammenhang mit Krankenversicherungsbeiträgen bei wohnungslosen Menschen“ (siehe Anlage) https://www.wohnungslosenstiftung.org/images/illustrationen/2023_03_berlin/2023_04_27_OnlineFachtag_Krankenversicherungsbeitragsschulden_wohnungsloser.pdf
• Es gibt Vereine zur Übernahme der Rechtsanwaltskosten bei armen Menschenrecht
• Sozialverband VDK
• Pflichtversicherung durchsetzen
Krankenversicherungs-Ergebnisse festhalten
• Protokolle verbreiten
• Update in weiteren Online-Treffen
• Positionspapier der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen berücksichtigen
https://wohnungslosentreffen.org/wp-content/uploads/2023/03/%E2%96%A205_SwM-eV_2023-03-20__Positionspapier-Krankenkassenschulden-vermeiden_V1d.pdf
Forderungen aufstellen (langfristig)
• Gesundheit und Profitinteressen (nicht schön)
• Gesundheit als Menschenrecht (einfordern)
• Kommunale Gesundheits-Grundversorgung
- Finanzhilfen für Krankenversorgung
Zusammengefasst: Bestandsaufnahme → Forderungskatalog → Verbreitung = Adressaten
Nachmittags: Frauen-Treffen
Insgesamt trafen sich 10 Frauen zu einem Kennenlernen. Ergebnis war: Frauen brauchen deutlich mehr extra Zeit. Es wird auf dem Wohnungslosentreffen der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen im August in Herzogsägmühle einen Frauentag geben.
Nächste konkrete Schritte werden nach Ostern auf einem Online-Zoom-Treffen besprochen, dazu wird es einen Probe-Test-Termin mit Bianca geben. Angedacht sind der 17. und 18. April 2023 um jeweils 17:00 Uhr
Abends: Film Riseup (2022)
https://www.riseup-film.de/
Anschließend Gespräch mit Co-Regisseur und Kameramann Steffen; Überlegungen, mit Leftvision eine Idee und Konzeption für einen eigenen Dokumentarfilm über die Netzwerktreffen der Wohnungslosenstiftung und Sichtweisen wohnungsloser Menschen zu entwickeln.
Mittwoch, 29.03.2023
Vormittag: Besuch bei Querstadtein
Wir besuchen das Projekt Querstadtein in der Lenaustraße 4 in 12047 Berlin – Neukölln. Jennifer und Clemens stellen das Projekt allgemein vor, danach kommt Dieter, einer der ehemals wohnungslosen Stadtführer, nach einer seiner Touren dazu und wir führen einen intensiven Austausch https://querstadtein.org/tour/obdachlos-auf-schicken-strassen/
Anschließend bekommen wir im Refugio eine Mittagssuppe.
https://refugio.berlin/
Nachmittag: Auswertung Mahnwache gegen Zwangsräumungen und Obdachlosigkeit Berlin 31.01.2023
https://bundnisgegenobdachlosigkeit.wordpress.com/
Positiv:
• gute zwischenmenschlich Atmosphäre
• Vertrauen ist entstanden
• am gemeinsamen Ziel arbeiten
• offen für Alle und auch alle Themen
• Zusammenhalt trotz widriger Umstände
• Parallele Aktion (2 Online-Meetings mit Schlafen statt Strafen – Protestcamp in Dortmund)
Negativ (zu verbessern):
• Wasserfall (Starkregen war nicht geplant)
• Fehlende politische Resonanz
• Öffentlich ausgetragenen Konflikt (Stichwort: Habersaathstraße)
• Stabilere Zelte
• Schilder für bessere Sichtbarkeit, zum Beispiel die Erinnerungstafeln an verstorbene obdachlose Menschen
• Künstlerpuppen
• mehr obdachlose Menschen einbinden und die damit verbundenen Herausforderungen klären
Ideen/ Verbesserungen:
• Internationale Gäste
• Früher Planen
• Kältebus als Platzhalter (Parkplatzproblem / Ausnahmegenehmigung)
• Sichtbarer werden
• früher mit der Mahnwache anfangen
• anderer Ort? /// Einwand: Platz vor dem Roten Rathaus nicht aufgeben
• andere Jahreszeit ??/// Vorschlag: kombinierte Winter + Sommeraktion Rotes Rathaus + Alex(anderplatz)
• Schweigerunde
• Staubsaugerplastik
• Kultur- und Musikprogrammpunkte ausbauen
• „Die Unerhörten“ – Obdachlosentheaterprojekt einplanen
• Vorbild SleepOut Chemnitz vom Spendensparschein Rosalie (gute Organisation als Vorbild)
• eigener LKW bei der nächsten CSD-Parade
• Recht-Auf-Stadt-Forum vom 02.-04.06.2023 als nächster Ort von Vernetzung und Vorbereitung
• EXTREM WICHTIG: Es soll uns bei der Aktion gut gehen!
Das bedeutet: Wir müssen uns mehr um die Sachen kümmern, die wir brauchen (z.B. stabile Zelte, Aufwärmmöglichkeiten, Sitzmöglichkeiten, Toiletten, warmes Essen und Trinken, Strom etc.) Denn: Nur wenn es uns gut geht, können wir gute politische Arbeit machen und eine Mahnwache aushalten.
ABENDS: Grillen und Konzert
Schubi Straßenfeger https://soundcloud.com/schubistrassenfeger
Donnerstag, 30.03.2023
Vormittags: Plenum & Film
Das Plenum beschäftigt sich mit folgenden Fragen:
Bruno, den wir schon von der Mahnwache / Austauschtreffen in der Linie 206 (https://linie206.blackblogs.org/) kennen, kommt mit seiner Kamera um Statements und unsere Arbeit zu filmen. Wir sprechen im Plenum darüber und halten einvernehmlich fest, dass die Aufnahmen nur dann veröffentlicht werden, wenn die Zustimmung der gefilmten Menschen vorliegt.
Das Plenum beschäftigt sich mit folgenden Fragen:
- Das Treffen selbst ist ein geschützter Raum – das ist, insbesondere für Menschen aus unserem Netzwerk, die auf der Straße leben, von besonderem Wert.
- Das Frauentreffen führte zur Erkenntnis, das mehr Zeit gebraucht wird. Ein neuer Rahmen (z.B. eigenen Frauentreffen) wäre zu finden.
- Von besonderer Bedeutung ist die Sprache und welche Begriffe verwendet werden. „Penner“ ist als Bezeichnung von anderen eine Beleidigung, untereinander aber ein gelegentlich benutztes Wort.
- Zu unterscheiden ist zwischen Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit; mit dem Wort „Obdachlose“ werden sehr viel Vorurteile verbunden, die Bezeichnung obdachlose Menschen betont das
- Gemeinsame und stellt den Bezug zu Menschenrechten her, zum Beispiel zum Menschenrecht auf Wohnung.
- Eine sehr große Herausforderung für dem Umgang wohnungsloser Menschen untereinander sind Menschen mit psychischen Erkrankungen. In Verbindung mit Alkohol und Substanzmißbrauch entstehen weitere zusätzliche Schwierigkeiten. Das ruft oft Irritationen und Missverständnisse hervor.
- Trotz aller Schwierigkeiten, mit denen wohnungslose Menschen konfrontiert sind, besteht die Aufgabe darin, auch selbst permanent an unserer Weiterbildung zu arbeiten.
Wohnungslosen_Stiftung
Nach einer Pause erläutert Stefan nochmal für alle die Grundidee der Wohnungslosen_Stiftung.
Es gibt einen institutionellen Kern, der in einer gemeinnützigen Unternehmergesellschaft (UG)besteht. Die Geschäftsführer sind Sybill & Stefan und damit zuständig für Buchführung, Bilanzen, Finanzierung und weiteres. Die Inhalte der gemeinnützen UG sind in der Satzung festgeschrieben.
Es gibt einen politischen Kern, der aus einem offenen Netzwerk wohnungsloser Menschen und ihrer Unterstützer besteht. Die Organisation erfolgt an der Schnittstelle zwischen dem politischen Kern (offenes Netzwerk) und dem institutionellen Kern (Unternehmergesellschaft).
Das offene Netzwerk trifft sich im Frühjahr und Herbst jeden Jahres. Im Netzwerk arbeiten die Menschen mit, die es wollen. Es gibt keine Mitgliedschaften, keine Wahlen, keine Abstimmungen sondern lediglich Absprachen und Vereinbarungen.
Auf dieser Grundlage sind weitere Konkretisierungen möglich, wie zum Beispiel dezentrale Netzwerkbüros, Projekte, Bildungsangebote, Aktionen, aber auch Einzelförderungen z.B. zur digitalen Teilhabe und in späterer Zukunft ggf. Hausprojekte oder ähnliches.
Die Zusammenarbeit erfolgt neben den Netzwerktreffen via Email, Newsletter, Online-Meetings, Whatsapp-Gruppen usw. Mittel der Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation sind soziale Medien und können weiterhin sein Flyer, Plakate, T-Shirts etc.
Finanzierung
Die Finanzierung der Projekte erfolgt mit Geld. Die Aquise von Geld ist kein Selbstzweck sondern folgt konkreten Ideen, aus denen konkrete Projekt formuliert werden, und auf dieser Grundlage können z.B. konkrete Anträge mit Begründung, Zielen und Kostenkalkulation erarbeitet und kommuniziert werden. Am Ende dieses Prozesses sollte Geld zur Umsetzung der Ideen vorhanden sein.
Anschließend stellen Michael und Michael aus der Erlacher Höhe ihre Situation vor. Insbesondere ihre Arbeitssituation beschreiben sie als schlecht bezahltes Ausbeutungsverhältnis. Es folgt ein ausführlicher Austausch zu den sog. 1-Euro-Jobs und deren Auswirkungen. Eine Perspektive, die Situation in einer Einrichtung der Wohnungslosenhilfe zu verbessern könnte darin bestehen, eine Bewohnervertretung zu gründen. Aber auch Bewohnervertretungen können nicht alles erreichen und es ist zu überlegen, ob es möglich ist, eine Aufwendungsentschädigung für diese Arbeit zu erhalten.
Wir können den Kontakt zu anderen Bewohnervertretungen, z.B. Werkheim in Hannover herstellen.
Nachmittags: Input Andrea Protschky: Infrastrukturnutzung wohnungsloser Menschen
Präsentation: siehe Anlage
https://www.wohnungslosenstiftung.org/images/illustrationen/2023_03_berlin/20230330_Andrea_Infrastrukturnutzung_wohnungsloser_Menschen.pdf
Aufzeichnungen zum Austausch in der Gruppe: siehe Anlage
https://www.wohnungslosenstiftung.org/images/illustrationen/2023_03_berlin/20230330_Andrea_Notizen_Netzwerktreffen_Wohnungslosenstiftung.pdf
Abends: Lagerfeuer & Lauratibor
Aufgrund immenser Verspätungen im Programmablauf wird der Film von der
Protest-Oper LAURATIBOR - Live aus der #Habersaathstraße, Berlin-Mitte nicht gezeigt. Die Aufzeichnung ist hier zu finden:
https://youtu.be/xX1ICAHcHyA
Termine Veranstaltungen
Freitag - Sonntag, 02.-04.06.2023, Oberhausen: Recht auf Stadt Forum 2023
• Ort: Oberhausen, Druckluft
Workshop von Aktiven aus dem Netzwerk der Wohnungslosenstiftung
Sonntag 06.08 – Sonntag, 13.08.2023: Herzogsägmühle, Bayern: Wohnungslosentreffen der von Selbstvertretung wohnungsloser Menschen e.V. (Swm)
• Ort: Herzogsägmühle, Bayern
Mittwoch, 13.09. - Sonntag, 17.09.2023: offenes Netzwerktreffen der Wohnungslosenstiftung
• Ort: Heidebrinkschule, Dinslaken, Nordrhein-Westfalen (Selbstversorgerhaus mit Zeltplatz)
Mittwoch - Freitag, 08.-10.11.2023, Berlin: Bundestagung der BAG Wohnungslosenhilfe e.V.: In Zeiten der Krisen: Überwindung der Obdach- und Wohnungslosigkeit bis 2030 – Herausforderungen und Chancen" (Arbeitstitel)
• Ort: Berlin
Donnerstag - Montag, 22.-26.02.2024, Nürnberg: Offenes Netzwerktreffen // parallel zur Forschungskonferenz zu Wohnungslosigkeit an der TU Nürnberg
• Ort: Nürnberg Otto-Felix-Kanitz-Haus (Selbstversorgerhaus)
weitere Onlinetreffen
Ankündigungen beachten (per email)
Für das Protokoll,
Freitag, 31.01.2023, Manja, Sybill, Stefan
Guten Tag,
ich hatte es ja bereits bei der einen oder anderen Gelegenheit erwähnt, dass die offizielle Gründung der Wohnungslosen_Stiftung in Arbeit ist.
Jetzt ist es offiziell: Die Wohnungslosen_Stiftung ist unter der Firma "Gesellschaft für Selbstvertretung wohnungsloser Menschen und Empowerment auf Augenhöhe gemeinnützige UG (haftungsbeschränkt)" im Handelsregister des Amtsgerichts Berlin Charlottenburg unter der Nummer HRB 251093 B eingetragen.
Als nächstes erwarten wir vom Finanzamt für Körperschaften in Berlin die Bestätigung der Steuerbegünstigung (Freistellungsbescheid). Sobald dieses Schreiben eintrifft, werdet ihr selbstverständlich informiert.
Dann sind alle Voraussetzungen gegeben, mit dem Projekt Wohnungslosen_Stiftung - Selbstvertretung wohnungsloser Menschen endlich durchzustarten!
Herzliche Grüße,
Stefan
Aus dem Handelsregistereintrag: Gegenstand des Unternehmens
(i) Die Gesellschaft fördert Selbsthilfe, Selbstvertretung, Selbstorganisation, Selbstverwaltung, Selbstver-
antwortung sowie Teilhabe und Partizipation wohnungsloser, ehemals wohnungsloser und von Wohnungs-
losigkeit bedrohter Menschen und das Engagement von Menschen, die solidarisch unterstützend wirken
wollen.
(ii) Zweck der Gesellschaft sind - in Bezug auf die in (i) genannte Gruppe wohnungsloser, ehemals woh-
nungsloser und von Wohnungslosigkeit bedrohter Menschen - die
(a) Förderung des Wohlfahrtswesens (§ 52 Abs. 2 Nr. 9 Abgabenordnung (AO)),
(b) Förderung der Erziehung und Bildung (§ 52 Abs. 2 Nr. 7 AO),
(c) Förderung des bürgerschaftlichen Engagements zugunsten der hier genannten steuerbegünstigten Zwe-
cke sowie
(d) mildtätige Zwecke im Sinne des § 53 Nr. 2 AO wegen wirtschaftlicher Hilfebedürftigkeit wohnungs-
loser, ehemals wohnungsloser und von Wohnungslosigkeit bedrohter Menschen, beispielsweise durch die
Übernahme von Verpflegungskosten, Reisekosten, Unterkunftskosten, Kommunikationskosten usw.
(iii) Dies wird insbesondere verwirklicht durch
(a) offene Netzwerk-, Koordinierungs- und Wohnungslosentreffen sowie thematische und regionale
Arbeits- und Projektgruppentreffen,
(b) "Ständige Vertretungen", d.h. Netzwerk- und Koordinierungsstellen,
(c) Angebote der Qualifikation, Aus-, Fort- und Weiterbildung etwa zu den Themen digitale Teilhabe und
Medienkompetenz, beispielsweise durch die Durchführung von Kursen und Seminaren,
(d) Kampagnen, Aktionen und Projekte, die geeignet sind, auf die Probleme, Sichtweisen, Anliegen und
Forderungen wohnungsloser, ehemals wohnungsloser und von Wohnungslosigkeit bedrohter Menschen auf-
merksam zu machen,
(e) Konzeption, Entwicklung, Einrichtung und Begleitung sozialer Wohn- und Arbeitsprojekte von und für
wohnungslose, ehemals wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen, beispielsweise
soziale Zentren, Anlauf- und Treffpunkte, selbstbestimmte Wohngemeinschaften, gemeinschaftliche Wohn-
formen usw.
Guten Tag,
gestern, am Freitag, den 31.03.2023, ist das bislang dritte Offene Netzwerktreffen wohnungsloser Menschen in Berlin - Karolinenhof erfolgreich zu Ende gegangen.
Mit dabei waren 36 wohnungslose oder ehemals wohnungslose Menschen aus insgesamt 8 Bundesländern (Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz sowie Sachsen) und insgesamt 16 Städten beziehungsweise Orten.
Mit unter den Teilnehmenden waren aktive Menschen aus dem Armutsnetzwerk, dem Verein Selbstvertretung wohnungsloser Menschen, dem Berliner Bündnis gegen Obdachlosigkeit, dem Projekt Habersaathstraße und weiteren Initiativen.
Weiterhin mit dabei waren 9 Gäste (1 Wissenschaftlerin, 1 Filmemacher, 1 Regisseur, 1 Musiker sowie 5 Menschen vom Projekt Querstadtein - Stadtführungen zum Thema Leben auf der Straße.
Insbesondere die auf der Straße lebenden Teilnehmenden freuten sich sehr über geschützten Rahmen des Treffens in der Begegnungsstättes des VjF e.V. in Berlin - Karolinenhof.
Bedingt durch den berechtigten (!) Streik bei der Bahn und den öffentlichen Nahverkehrsmitteln am 27.03.2023 konnte ein großer Teil der teilnehmenden Menschen am zweiten Tag anreisen.
Inhaltliches Programm: Diskussionen und Themen
An den drei Tagen wurden eine Reihe von Themen und Punkten bearbeitet, dazu gehörten
- Strategie des Netzwerks zur Überwindung von Wohnungslosigkeit (von der Diskussion über Themen zu Zielen und konkreten Schritten)
- ein Frauennetzwerk aufbauen und ein eigenes Frauentreffen organisieren
- Krankenversicherung wohnungsloser Menschen verbessern und die damit verbundene Schuldenfalle bekämpfen
- Herausforderungen des politischen Aktivismus
- schlechte Bezahlung bei Arbeitsangeboten der stationären Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe und Gründung von Bewohner:innenvertretungen
- Auswertung von Austauschtreffen und Mahnwache gegen Obdachlosigkeit in Berlin am 31.01.2023 und weitere Planungen
- Arbeitsweise der Wohnungslosen_Stiftung und Finanzierung von Projekten
- Forschungsprojekt: Infrastrukturen und deren Nutzung durch wohnungslose Menschen
- Termine und Absprachen.
Ein ausführliches gemeinsames Ergebnis-Protokoll mit zahlreichen Anlagen wird in den nächsten Tagen veröffentlicht. Zunächst aber müssen die Teilnehmenden Gelegenheit haben, zum Entwurf des Protokolls Stellung zu nehmen und Korrekturen bzw. Ergänzungen anzubringen.
Selbstversorgung
Die Organisation des Treffens in einem Selbstversorgerhaus klappte ziemlich gut. Fast alle waren mal in der Küche und beteiligten sich an den Arbeiten.
Das Kochen in diesen großen Mengen müssen wir aber noch weiter trainieren, insbesondere das Zeitmanagement. Aber wir haben Menschen im Team, die Erfahrungen in dem Bereich mitbringen und das entsprechend planen können!
Und vor allem:
Fertig ist die Selbstversorgung erst dann, wenn das Haus sauber übergeben ist.
Danke an alle, die bis zum Schluss abgewaschen, abgetrocknet, geräumt, gefegt, gewischt haben!
In diesem Sinne:
Selbstvertretung wohnungsloser Menschen ist möglich!
Gemeinsam gegen Mobbing und Ausgrenzung! Dafür steht die Wohnungslosen_Stiftung.
Mehr dazu und zu weiteren Aktionen und Terminen demnächst hier im Newsletter und auf der Homepage https://www.wohnungslosenstiftung.org
Deine Spende
Und zum Schluß eine Botschaft an alle, die keine oder nur wenig finanzielle Sorgen haben:
Wir benötigen weiterhin Deine Unterstützung, um Veranstaltungen wie diese organisieren zu können. Wenn Dir das wichtig ist und Du helfen möchtest, freuen wir uns sehr auf Deine Spende, am liebsten per Dauerauftrag. So können wir besser planen.
Konto: Wohnungslosen_Stiftung
IBAN: DE29 1203 0000 1006 6255 50
BIC: BYLADEM1001
Bank: Deutsche Kreditbank
PayPal: paypal.me/wolostiftung
Herzliche Grüße,
Stefan
Guten Tag,
am Sonntag, den 20. Oktober 2022 war der Musiker, Schriftsteller und Journalist H.P. Daniels zu Gast auf dem zweiten Netzwerktreffen wohnungsloser Menschen im Naturfreundehaus in Hannover zu Gast.
Es war ein langer und unterhaltsamer Abend. H.P. spielte einige Songs und trug aus seinem Roman "Runaway" vor, und nach der Veranstaltung saßen wir noch lange zusammen und sprachen über vieles - vor allem über Musik.
Jetzt hat H.P. darüber einen sehr langen, achtteiligen Text über seine Reise nach Hannover und den Auftritt im Naturfreundehaus geschrieben. Vielleicht wird der eine oder andere sich in diesem Text wieder erkennen.
H.P. hat mir erlaubt, diesen Text hier zu veröffentlchen und zu verbreiten. Vielen Dank!
In diesem Sinne frohe Feiertage und viel Spaß beim Leben.
Herzliche Grüße,
Stefan
PS: Mehr Informationen von und über H.P. Daniels findet ihr auf seiner Homepage https://hpdanielsblog.wordpress.com/
PS2: Wer Interesse am Roman hat, kann ihn bei Booklooker gebraucht für kleines Geld erwerben:
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Die letzte Reise
EINS
Gestern poppte plötzlich eine Nachricht auf, auf dem Smartphone:
Ihre letzte Reise: Hannover.
Ein bisschen unheimlich war das schon. Wo kam das her, und wie war das gemeint?
Prophetisch, symbolisch, metaphorisch?
Meine letzte Reise?
Nicht Himmel, nicht Hölle – Hannover.
Oder war die merkwürdige Botschaft historisch gemeint?
Meine Sing- und Lesereise, kürzlich nach Hannover, könnte meine letzte Sing- und Lesereise gewesen sein.
Last stop Hannover. Forever. Für immer. Keine Sing- und Lesetourneen mehr. In der Zukunft, no more.
Aus Altersgründen. Rust never sleeps. Und alles ist ja tatsächlich auch ein bisschen eingerostet in der letzten Zeit, Corona-Rost. Und alles wird anstrengender, und der ohnehin schon schwere Gitarrenkoffer wird auch immer schwerer. Das Reisen, die Bahnfahrten, inzwischen längst mit Seniorenrabatt. Und ich habe auch wirklich das Gefühl, immer senioriger zu werden, tüdeliger und wackeliger, die Corona-Jahre haben ein Loch in alles gerissen, über zwei Jahre lang keine Auftritte mehr, da kommt man aus der Übung, alles verlernt, die alten Routinen. Und plötzlich ist der alte Rocker wirklich ein alter Rocker, und etwas hilflos mit den rasanten Veränderungen einer sich rasant verändernden Welt. Und einem nachlassenden Gedächtnis, und sich verstärkenden Unsicherheiten, wie man alles geregelt bekommt.
Und irgendwann steht man dann am Bahnhof, im Strom der Menschen, unzähliger Menschen. Wollen die alle nach Hannover? Wie war noch mal die Nummer des Zuges? Strom der Zeit. Und ich unter Strom am Bahnhof.
Eine Ansage, die ich nicht verstehe, Ohren auch immer schlechter, für den ICE Nummer soundso nach Hannover. War das meiner? Wie war noch mal die Nummer meines Zuges? Ich schaue noch mal nach. Nein, das muss ein anderer Zug gewesen sein, aber ich hab die Ansage sowieso nicht verstanden. Verspätung? Gleiswechsel? Umstellung der Wagenreihung? Apropos Wagenreihung: In welchem Wagen war noch mal mein Sitzplatz? Warum tue ich mich so schwer mit dem Merken von Zahlen: Zugnummer. Abfahrtszeit. Platzreservierung in welchem Wagen. Sitzplatznummer. Immer muss ich noch mal nachschauen. Wagen Nummer 32. Platz Nummer 12. Jetzt muss ich mir das aber mal wirklich merken. Und ich muss mal schauen, auf welcher Buchstabenhöhe des Bahnsteigs mein Wagen dann sein wird.
"Wagenstandsanzeiger" heißt der Plan dafür. Alte Übung.
Also suche ich den Wagenstandsanzeiger. Neben den Fahrplänen ist kein Wagenstandsanzeiger, ich suche den ganzen Bahnsteig ab, nach einem Wagenstandsanzeiger, aber da ist kein Wagenstandsanzeiger, nirgendwo. Ich suche den ganzen Bahnsteig ab, von A-Z, nein bis Z geht der Bahnsteig nicht, nur bis G, aber das reicht schon, einmal hin und zurück, aber kein Wagenstandsanzeiger. Oder bin ich zu blöd? Offenbar bin ich ein etwas hilfloser älterer Herr, und frage jetzt einfach diesen rotbemützten Schaffner dort drüben. Heißen die Schaffner eigentlich noch Schaffner.
- Verzeihen Sie bitte, aber wo finde ich denn hier den Wagenstandsanzeiger für den Zug nach Hannover? Mist, welche Nummer hatte der denn jetzt noch mal?
- Ja, da gibt es drei Optionen, sagt der Schaffner: Entweder Sie schauen in Ihrer DB-App nach, oder Sie warten, bis der Zug auf den Anzeigentafeln angezeigt wird, oder Sie …
- Bahn-App hab ich, aber wo finde ich das da?
Die freundliche Rotmütze zeigt mir ein winziges Icon auf meinem Handy-Display:
- Hier. Klicken Sie da mal drauf!
- Ah ja, super, da kommt es ja, ganz deutlich: Wagen Nummer 32 auf Höhe D. Vielen Dank. Alleine hätte ich das nie gefunden … Danke.
Alle scheinen ihre Sitzplätze im Wagen 32 zu haben, bei D stehen sie schon in Dreiherreihen: Menschen. Menschen. Menschen. Gepäck. Gepäck. Gepäck. Nicht nur bei D, sondern von A-Z. Obwohl es Z gar nicht gibt.
"Sehr hohe Auslastung erwartet", hatte ich irgendwo gelesen. Fährt denn halb Berlin am Sonntagnachmittag nach Hannover?
Der Zug fährt ein. Hektische Bewegung kommt in die Dreiherreihen der Wartenden. Alle versuchen die Wagennummern der vorbeirauschenden Wagen zu erkennen, man kann sie nicht erkennen, der Zug ist noch zu schnell. Man kann sie allerdings auch nicht erkennen, als der Zug langsamer wird. Wenigstens eine Zahl würde man gerne erkennen, dass man mitzählen könnte: 29, 30, 31, 32 … Aber es kommen ganz andere Nummern vorbei, und an dem Wagen, der jetzt hier vor mir hält, bei D, steht gar keine Nummer, oder man kann sie nicht lesen, weil die Beleuchtung ausgefallen ist. Ein Teil der Wartenden stürmt nach vorne, Richtung A. Ein anderer stürmt nach hinten, Richtung G. Beide entgegen dem starken Strom, dem Starkstrom der Aussteigenden.
Jemand ruft aus der Tür, das sei hier der Wagen 32, es stünde innen dran: Wagen 32. Also nichts wie rein, im Strom mitströmen lassen – Moment, da will noch jemand aussteigen. Aber dann: Welchen Platz hatte ich jett noch mal? Ich muss schnell noch mal nachschauen, verdammt, mein schlechtes Zahlengedächtnis, ach ja: 12 natürlich. Ich schaue auf die Anzeigen, die roten Lichtanzeigen über den Sitzen, während es von hinten mächtig schiebt. Ich kann die Zahlen nicht erkennen, die Augen werden auch immer schlechter, und jetzt beschlägt die Brille auch noch über der Maske.
12? Ist das 12 hier? Nein, da ist noch eine Null dran: 120. Ich hab aber 12, verdammt, das muss ganz am anderen Ende des Wagens sein. Gibt es hier überhaupt eine 12, in diesem Wagen? Und jetzt kommt der Gegenstrom, von der anderen Seite, die Leute, die zu den 100er Nummern wollen. Und ich mit meiner sperrigen Gitarre auf dem Rücken, meiner sperrigen Jumbo Guild.
Warum tue ich mir das eigentlich noch an, mit 70? Bin jetzt bei 70 und habe noch ein ganzes Stück vor mir, und mache mir allmählich Sorgen, wie weit noch? Während sich die Gepäckablagen über den Sitzen bedrohlich füllen, und wohin dann mit der schweren, sperrigen Gitarre? Ah, da ist mein Platz, endlich, am Ende des Wagens, und rechts wäre gerade noch Platz auf der Gepäckablage für die Gitarre, wo gerade ein junger Mann auch eine Gitarre abgelegt hatte, aber daneben. Als ich meine Gitarre dort hochzuhieven versuchte, ruft's energisch von der Tür her:
- Halt, nein, bitte nicht … da muss meine Gitarre noch hin! Wir gehören zusammen!
Mist … noch eine Gitarre! Und die gehören auch noch zusammen.
Hannover scheint so etwas wie ein Gitarrenknotenpunkt zu sein.
Als ich das letzte Mal von Frankfurt kommend via Hannover nach Hause fuhr, standen dort beim Umsteigen noch drei weitere Gitarristen mit Gitarrenkoffern am Bahnsteig.
Mit schwerem Kofferrücken und Verschiebeaktionen freundlicher Mitreisender, gelang es mir, meine Gitarre schließlich doch noch unterzubringen, sowie auch mein kleines Rock 'n' Rollköfferchen.
Keine weiteren Vorkommnisse bis Hannover. Außer, dass in diesem speziellen "Ruhe"-Großraumwagen, in dem überall "Psst! Ruhebereich!" an den Wänden steht, ein Mann hinter mir plötzlich etwas in einer osteuropäischen Sprache in sein Handy brüllt und gar nicht mehr aufhört damit, bis Hannover.
Beim Aussteigen komme ich mit den beiden anderen Gitarristen ins Gespräch.
- Fahren Sie noch weiter?, fragt mich der eine.
Von anderen Gitarristen gesiezt zu werden ist ein ungutes Signal.
- Nein, ich bleibe in Hannover. Und ihr. Ich biete quasi das Du an, unter Gitarristen, obwohl ich sonst nicht so fürs duzen bin … seid ihr aus Hannover?
- Nein, aus Buxtehude …
Sie haben heute abend einen Auftritt in Hannover … wie ich.
- Wo denn?
- Bei Chez Heinz …
"Bei Chez Heinz" finde ich lustig, aber der Laden heißt offenbar tatsächlich so: "Bei Chez Heinz" … also müssten sie eigentlich sagen, dass sie bei Bei Chez Heinz auftreten … oder im Bei Chez Heinz? Und gestern waren sie in der UFA-Fabrik in Berlin.
- Kennen Sie die?
Sie bleiben beim Sie, und auch die Frage, ob ich die UFA-Fabrik kenne, passt dazu.
- Und was macht ihr so? Ich bleibe beim Du, versuche es noch mal, aber sie bleiben beim Sie.
- Wir machen so Comedy-Sachen, mit Liedern. Und Sie? Wo spielen Sie in Hannover? Und was machen Sie so?
Ich erkläre, dass ich im Naturfreundehaus auftrete, auf einer Konferenz Obdachloser. Und dass ich da aus meinem Roman "Runaway" lese und Songs meiner ehemaligen Rockband The Escalatorz spiele.
- Oh, das klingt interessant, aber da kommt der Zug schon zum Stehen, und eine Dreierreihe draußen in Bewegung, die Ströme, Strom und Gegenstrom, Wechselstrom. Und in der Bahnhofsdurchgangshalle von Hannover ein Wahnsinnsmenschengewirr, und immer das Gefühl, gegen den Strom laufen zu müssen, zur Straßenbahn, irgendwo noch eine Ebene tiefer, zur Straßenbahn, die hier erstmal noch U-Bahn ist.
ZWEI
Hannover. Alles strömte auf diesem Bahnhof. Reißende Menschenströme in alle Richtungen. Strom und Gegenstrom. Strudel. Auflauf. Treibend im Strom nach unten, mit der Gitarre auf dem Buckel, Rock 'n' Rollkoffer rollend oben, und runter zur U-Bahn, die irgendwann als Straßenbahn nach oben kommt, ans Licht, eine lange Straße, mit parallelen Wohnblocks links und rechts, Oberlicht, Oktoberlicht in Hannover.
Ich war nur einmal in Hannover bisher, ebenfalls zu einem Auftritt, lesen und singen. Es liegt über dreißig Jahre zurück, als ich gemeinsam mit der geschätzten Schriftstellerkollegin und Freundin Felicitas Hoppe Gast war in der "Fitz Oblong Show", dem Vorläufer aller deutschen "Lesebühnen", als es den Begriff noch gar nicht gab, und sich die Sache noch "literarisch-satirische Bühnenshow" nannte.
Während ich nun über dreißig Jahre später mit der Straßenbahn gewordenen U-Bahn durch Hannover gondle, denke ich zurück an diesen höchst vergnüglichen Abend, und die beiden inzwischen bedauerlicherweise gestorbenen Fitz-Oblong-Show-Gründer Dietrich zur Nedden und Michael Quasthoff. Sowie dessen überlebenden Bruder Thomas Quastoff, den späteren Grammy-Gewinner und weltberühmten Kammer-, Opern- und Jazzsänger.
Wir lasen unsere Geschichten, sangen unsere Lieder, hatten jede Menge Spaß, auch anschließend noch in einer lustigen After-Show-Kneipe, bei schweren Bechergetränken und famosen Gesprächen.
Da wir als Gäste kostensparend untergebracht werden mussten, hatte ich das Vergnügen im freien Zimmer einer Wohngemeinschaft zu nächtigen.
Beim Frühstück sprachen die andere Mitbewohnerin und ich über Gerhard Schröder, den damals noch relativ frisch amtierenden, niedersächsischen Ministerpräsidenten, in dessen Ministerpräsidenten-Büro die Mitbewohnerin arbeitete – als persönliche Referentin oder so was.
Schröder sei ein angenehmer Chef, überhaupt ein netter Mensch, erzählte sie. Und keiner von uns hatte damals geahnt, dass er mal Bundeskanzler werden könnte, und dann auch noch Gazpromi und Putins Erdgasgerd.
Durch einen Zufall erfuhr ich erst jetzt, dreißig Jahre später, dass jene Frau, die mir damals in Hannover Unterschlupf gewährt hatte, später Uwe-Karsten Heye geheiratet hat, damals Regierungssprecher der niedersächsischen Landesregierung, später Sprecher der Bundesregierung unter Gerhard Schröder …
Doch da ist ja schon die Straßenbahnhaltestelle, an der ich aussteigen muss, Spannhagengarten … was für ein Name … spannenlanger Hansel … und dann weiter dem Plan folgen, den man mir zugeschickt hatte: Vorbei an den Kleingärten, und an der Fußgängerampel die Straßenseite wechseln, und dann gleich rechts "einstechen".
Aber da ist nichts zum rechts Einstechen. Dann eben noch ein Stück weiter, aber auch da kommt nichts zum Einstechen. Vielleicht da vorne? Aber da kommt auch schon die nächste Straßenbahnhaltestelle, dann hätten sie doch die als Aussteigehaltestelle angegeben und nicht Spannenlangerhansel. Und nach Einstichstelle sieht dort auch nichts aus, eine Riesenkreuzung eher, nee, das ist falsch ...
Also wieder zurück, mit der schwer gebuckelten Gitarre und dem Rock 'n' Rollkoffer, zurück erstmal zum Spannhagengarten.
Nehmen mit zunehmendem Alter Orientierungssinn und Ortskunde ab?
Wenn ich meine Mutter in ihrem Auto chauffierte, an vertraute Orte in München, wo sie all die Jahre regelmäßig selber hingefahren war, vertraute Strecken, zum Einkaufen, zum Friedhof, zu Freundinnen, sagte sie als Beifahrerin plötzlich:
- Du musst hier aber rechts rum fahren …
Und ich sagte:
- Nein, ich muss hier links rum fahren, weil wir hier immer schon links rumgefahren sind, der Friedhof ist doch gleich hier links um die Ecke.
- Nein, du musst hier rechts fahren …
Und ich machte mir den etwas fiesen Spaß und bog rechts ab. So fuhren wir dann ein Stück, und ich sagte:
- Okay, und wie jetzt weiter?
Und meine Mutter:
- Weiter geradeaus, es ist noch ein Stück.
Wir fuhren noch ein Stück.
- Und jetzt?
Meine Mutter sah sich irritiert um, schaute nach links und nach rechts:
- Jetzt weiß ich auch nicht mehr, wo wir sind. Wo sind wir hier?
- Dann sollte ich vielleicht lieber wieder umdrehen …
Verdammter Orientierungssinn. Verdammte Wegbeschreibung. Wo sollte ich hin? Ich lief den ganzen Weg wieder zurück, bis Spannhagengarten.
Getting old is not for sissies!
Neuorientierung. Hermann-Bahlsen-Allee? Ach, hier ist das Ding. Hätten sie nicht schreiben können: Straßenbahn nach hinten aussteigen und entgegen der Fahrtrichtung erste Straße links einstechen, und das ist dann die Hermann-Bahlsen-Allee, und da geht es dann weiter. Und von da an stimmt es dann alles wieder: Fußgängerampel überqueren, rechts einstechen. Hermann Bahlsen. Ich denke an Leibniz-Kekse, steche ein und rolle wie Fitz Oblong und die Blechbüchsenarmee, rolle, rolle, rolle … ach, die Blechbüchsenarmee hatte ja gar nichts mit Fitz Oblong zu tun … und endlich bin ich da, hab's geschafft: Naturfreundejugendhaus … obwohl doch meine eigene Jugend nun schon ein Jahr vorbei ist.
DREI
Die Rezeption vom Naturfreundejugendhaus war sonntags nicht besetzt, die Türe verschlossen. 17 Uhr. Ich hatte noch Zeit, um 18 Uhr sollte ich zum Essen da sein.
Ich setzte mich auf die Bank unter dem Vorbau, genoss die Ruhe und dachte darüber nach, was mich hier erwartete? Wer mich erwartete? Und ob mich überhaupt jemand erwartete? Und was dann erwartet wurde von mir?
Lesung und Konzert, hatte es geheißen, in der Vorankündigung. Die übliche Vorankündigung zu einer unüblichen Veranstaltung.
Eingeladen von der "Obdachlosen Stiftung" als "kultureller Abschluss" eines dreitägigen "Netzwerktreffens wohnungsloser Menschen in Deutschland". Der Veranstalter hatte sich offenbar zurückerinnert an Lesungen und Konzerte, die ich vor Jahrzehnten in Berliner Wärmestuben für Obdachlose gehalten hatte.
Was erwartet mich heute? Dreißig Wohnungslose aus ganz Deutschland, hatte es geheißen. Und eventuell kämen auch noch ein paar Streetkids aus Hannover dazu.
Das wird sicher etwas anderes als die Fitz-Oblong-Show.
Ein junger Mann kam raus, hinten vom Garten aus. Ist er einer von den Streetkids?
Er sagte nichts. Erst als ich Hi! sagte, sagte er auch Hi!
Ein dunkelhäutiger Junge mit schwarzen Locken, wie Phil Lynott von Thin Lizzy. Er sagte nichts weiter, zündete sich eine Zigarette an, rauchte schweigend und ging wieder rein, hinten durch den Garten.
Da wollte ich es dann auch versuchen: von hinten durch den Garten. Es ging durch zwei kleine Essräume zu einer Saaltüre, die offen stand. Da war der Obdachlosenkongress noch voll im Gange, es wurde diskutiert. Ich wollte nicht stören, stellte Gitarre und Rock 'n' Rollkoffer ab, setzte mich, wartete.
Da kam eine junge Frau, die mich offenbar vom Saal aus gesehen hatte: Ich solle ruhig reinkommen, S. erwarte mich schon. Sehr nett, sehr freundlich, aber ich wollte wirklich nicht stören.
- Komm doch einfach rein, sagte S., wir freuen uns, dass du da bist. Wir arbeiten noch. Such dir einen Stuhl und hör ein bisschen zu, wenn du Lust hast.
Ich suchte einen Stuhl, setzte mich. Und hörte zu.
Die anderen saßen im Raum verstreut, wie hingeflattertes Herbstlaub. Und immer wieder flatterte jemand auf, flatterte jemand raus oder flatterte jemand rein. Phil Lynott hatte sich gerade wieder hingesetzt, an eine äußere Ecke des Raumes, während in der Mitte schon wieder einer aufflatterte, ein Langhaariger mit auffälligen Tätowierungen am Hals und auf der Stirn, die ich erst für eine Stirnlocke gehalten hatte. Er ging an mir vorbei, schaute mich an, freundlich, und sagte:
- Servus!
Ein Bayer.
Ich schaute mir die Leute an, wie sie da saßen und flatterten, oder ganz ruhig waren. Sie saßen merkwürdig verteilt in diesem großen Saal. Mit Abstand voneinander die meisten, einzelgängerisch, keine Gruppen, nur ein paar Frauen saßen etwas dichter zusammen.
Die Männer hatten fast alle lange Haare und Bärte, wirkten wie alte Hippies, Altlinke, übrig geblieben von 1968, doch vermutlich waren sie alle jünger als sie aussahen.
Links neben mir saß Bob Hite von Canned Heat: The Bear. Groß und breit und ziemlich dick, Bob Hite eben, The Baer. Ein Bär von einem Mann, der sich plötzlich langsam hochwuchtete aus seinem Stuhl, und auf zwei Krücken an mir vorbei schlurfte, die Stufen rauf zum Ausgang, als es plötzlich knallte hinter mir. Bob Hite, The Bear, hatte ein seiner Krücken verloren. Ich sprang auf und reichte sie ihm nach oben. Er bedankte sich, mit tiefbrummiger Bärenbluesstimme.
John Mayalls LP "Blues From Laurel Canyon" fiel mir ein: I've been living with a bear in a big house full of blues … da hatte er Bob Hite von Canned Heat besungen.
Diese Menschen hier hatten den Blues, den Outlaw Blues, den Loneliness Blues, den Homeless Blues … das sah man ihnen an, und trotzdem waren sie auffallend freundlich und zugewandt.
Mitten im Raum, rittlings auf einem umgedrehten Stuhl, die Arme vorne auf die Rückenlehne gestützt, eine weitere Althippietype. Mit einem roten Stirnband in den langen Haaren und einem stark gegerbten, und doch auch weichen, fast kindlichem Gesicht, und warmen gutmütigen Augen.
Er trug ein übergroßes schwarzes T-Shirt, mit einem roten Aufdruck auf der Vorderseite: "KRZBG" oder so was. Und irgendwas mit "FCK Capitalism" oder so was in der Art.
Der Typ kam mir vage bekannt vor, als wäre ich ihm schon mal begegnet.
Über dem riesigen T-Shirt, trug er einen Gürtel, an dem vor seinem Bauch eine Unmenge verschiedenster Schlüssel baumelte.
Auch er stand mal auf, lief herum, holte sich etwas zu trinken, eine kleine Plastikflasche – es gab Wasser, Cola, Limonade, Kaffee – er lächelte mich freundlich an, während er an mir vorbei ging, und die Anderen debattierten, über eine Erklärung, die sie offenbar erarbeitet hatten in den letzten drei Tagen, zu ihrer Situation als Obdachlose, und ihre Forderungen an die Politik und die Öffentlichkeit, zur Linderung ihrer Situation.
Und was unbedingt noch aufgenommen werden müsse in das Papier, sagte eine Frau, mit ausrasiertem Kopf an beiden Seiten, irokesenartig – sie formulierte ausgesprochen eloquent, intellektuell, gebildet, druckreif: Was für obdachlose Frauen besonders wichtig sei, für die, die auf der Straße lebten – lebte diese intelligent formulierende Frau auf der Straße? – obdachlose Frauen müssten Zugang zu einer Waschgelegenheit haben, zu jeder Zeit, den ganzen Tag, und nicht nur zu bestimmten Zeiten. Denn Frauen menstruieren, und wenn sie das täten, täten sie das auch den ganzen Tag, und nicht nur zu festgelegten Zeiten.
Der erarbeitete Text wurde per Beamer an die Wand projiziert. S., der mich eingeladen hatte, Veranstalter, Versammlungsleiter, las den Text laut vor und wurde dabei immer wieder unterbrochen, mit Anregungen, Umformulierungen, ausgesprochen guten Ideen, nicht nur inhaltlich, sondern auch zu Sprache und Form. Aus einem Satz lieber zwei zu machen, weil die Aussage dann besser verständlich wäre, prägnanter. Ich staunte.
Eine andere Frau weist auf kleine orthographische und grammatikalische Fehler hin. Sie sei da vielleicht etwaspingelig, aber korrekte Sprache sei ihr immer schon eine Herzensangelegenheit gewesen, da lege sie großen Wert drauf.
Am Ende stehen die Namen aller Beteiligten auf dem Papier.
Phil Lynott protestiert. Sein Name sei falsch geschrieben: man schreibe ihn mit Y und zwei T. Laut und selbstbewusst sagt er das.
- Okay, wird korrigiert! Und jetzt gibt es Essen. Und um halb acht treffen wir uns wieder hier im Saal, zu Musik und Lesung mit H.P. Daniels …
Aber würde sie das überhaupt interessieren? Obdachlose, die doch bestimmt ganz andere Sorgen hätten?
VIER
- Wo ist die Band, fragt jemand beim Abendessen.
- Er ist die Band, sagt jemand anderes und deutet auf mich.
- Er?
Was ich denn so für Musik mache, werde ich gefragt, von einem der älteren Wohnungslosen, einem gepflegten Mann mit kurzen Haaren und holländischem Akzent, der sich später als irischer Akzent erweist. Offenbar stammt der Mann aus Dublin, wie ich später erfahre, und dass er dort um 1962/63 herum die Rolling Stones gesehen hätte.
Ob ich Neil Young kenne, fragt er mich.
Der mit dem roten Stirnband, dem KRZBG-T-Shirt, den Schlüsseln vorm Bauch und dem freundlichen Gesicht spricht mich an:
- Irgendwoher kenne ich dich …
Er zählt sämtliche Adressen ehemals besetzter Berliner Häuser der 70er und 80er Jahre auf, ob er mich von dort kenne?
- Forster Straße vielleicht?
- Nee.
Aus anderen Sponti- und Anarchozusammenhängen möglicherweise? Nicht, dass ich wüsste, aber mir kam der Typ auch bekannt vor, nur woher?
Wir sprachen über Obdachlosigkeit. Was wusste ich schon davon?
Der stirnbändige Kreuzberger schimpfte auf den Kapitalismus, der sei doch das Grundübel. Der Kapitalismus sei doch verantwortlich für die ganze Unmenschlichkeit, Ungerechtigkeit, Gewalt und Brutalität in der Welt. Dass jeder gegen jeden kämpfe, dass es keine Brüderlichkeit und Solidarität mehr gebe unter den Menschen. Und übrigens, man solle doch bitte nicht von Obdachlosigkeit sprechen, das sei ein Begriff aus der Nazizeit, wo doch die Obdachlosen die ersten gewesen seien, die die Nazis ins KZ gesteckt haben und umgebracht hätten. "Wohnungslosigkeit" sei der passendere Begriff.
- Nee, ich sage immer noch, ich bin Obdachloser, sagt der ruhige dünne Mann, der die ganze Zeit dabeigestanden hatte. Er trägt seine grauen Haare zu einem langen Pferdeschwanz gebunden, der ihm weit über den Rücken fällt, und einen nicht minder langen grauen Bart, der mich an den Frankfurter Verleger Klaus Schöffling erinnert, ein Bart runter bis zum Bauch.
- Nö, sagt der in ganz ruhigen hamburgischen Ton, ich bezeichne mich als Obdachlosen, und dabei bleib ich auch.
Der freundliche Stirnbandkreuzberger raunzt ihn heftig an:
Er lasse sich nicht unterbrechen, von ihm, dem Hamburger …
- Ich hab dich gar nicht unterbrochen, sagt der Hamburger ganz ruhig, ich hab nur was dazu gesagt, nämlich dass ich mich als Obdachlosen bezeichne und nicht als Wohnungslosen …
Ich versuche zu schlichten, abzulenken … der Streit verpufft.
Später ist mehr Ordnung im Raum, nach dem Abendessen.
Für meinen Auftritt stand da jetzt ein Tisch mit Leselampe. Und davor die Stühle in geordneten Reihen.
- Wieso das denn jetzt?, fragt der Berliner Wohnungslosen-Anarcho, man kann sich doch hinsetzen im Raum, wo man will, was soll denn diese autoritäre Zwangsordnung?
- Ach, Alex, sagt S.
Alex? Jetzt hab ich's …
- Spielt der auch Schach, frage ich S.
- Ja, auch …
- Alex? Ich rufe ihm zu, quer durch den Raum: Jetzt weiß ich, woher wir uns kennen … Dein Name, Alex, und dass du Schach spielst, haben mich drauf gebracht: Wir kennen uns von vor etwa dreißig Jahren aus einem Berliner Autorenverein, wo wir uns gegenseitig unsere Geschichten vorgelesen und darüber debattiert haben. Du hast damals einen längeren Text über deine Zeit im Knast vorgelesen …
- Ja, genau, da war ich über zwei Jahre drin, weil ich diese linksradikale Zeitung gemacht habe …
- Ja, Alex, und erinnerst du dich noch an Felicitas Hoppe? Sie war auch dabei, wir haben uns öfter gemeinsam mit dir unterhalten, weiß du noch? Inzwischen ist Felicitas ja ziemlich bekannt geworden als Schriftstellerin, Büchner-Preisträgerin und so was. Erinnerst du dich noch an sie?
- Natürlich erinnere ich mich noch an sie. Und weißt du, warum? Weil sie die Einzige war, die etwas Menschliches hatte, in diesem ganzen Verein. Solche Menschen werden immer seltner, und deswegen erinnert man sich an sie. Ja, Felicitas Hoppe … natürlich.
- Weißt du, was witzig ist? sage ich zu Alex, dem Stirnbandanarcho: Ich war bisher nur einmal in Hannover, und das war vor etwa dreißig Jahren, als ich hier mit Felicitas Hoppe in der Fitz-Oblong-Show aufgetreten bin, und das war ungefähr zur selben Zeit, als wir dich in Berlin in diesem Autorenverein kannten. Ist das nicht irre?
- Ja, irre …
FÜNF
Zum Beginn meines Auftritts spielte ich ein paar Songs: Everybody Needs Somebody To Love, Pain In My Heart, Back On My Feet Again …
Einige wippten in ihren Stühlen, schien ihnen zu gefallen.
Ich las den Anfang meines Romans "Runaway". Es war ganz still. Und niemand lief durch den Raum oder wehte herum wie das Herbstlaub draußen … oder ging raus. Es war unglaublich ruhig plötzlich. Phil Lynott war nicht dabei.
Nach einer Dreiviertelstunde machte ich eine Pause. Rauchpause für die anderen. Ich hörte den anfänglichen Holländer, der inzwischen zum Dubliner geworden war, wie er jemand anderem erklärte:
- Die Stelle im Roman, wo er Hey, hey, you, you get off of my cloud sagt … das ist ein Zitat aus einem Song der Rolling Stones …
Spaßeshalber spiele ich schnell noch eine Strophe und einen Refrain von Get Off Of My Cloud, aber der holländische Ire hört es nicht mehr auf dem Weg nach draußen, auf dem Weg zum Rauchen.
Ob man das Buch auch kaufen könne, fragt eine der Frauen, und was es denn koste?
- Zwanzig Euro, sage ich, aber ich gäbe es ihr auch für fünfzehn.
Ich wäre mir schäbig vorgekommen, an einer Obdachlosen etwas zu verdienen.
Aber sie bestand darauf und legte mir einen Zehner, einen Fünfer und fünf einzelne Euro-Münzen auf den Tisch … und ob ich's ihr signieren würde?
Ich frage sie nach ihrem Namen-
- Manja.
- M-A-N-J-A?
Ja, und ich sei der erste, der ihren Namen auf Anhieb richtig buchstabieren könne.
Ich sage, ich kenne ja auch Manja Präkels. Ob sie von der schon mal was gehört habe?
- Nein. Wer ist das?
Ich erzähle ihr, dass ich schwer beeindruckt war von Manja Präkels' Roman "Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß".
Und ich gab schnell eine kurze Zusammenfassung der traurigen Geschichte einer innigen Kinderfreundschaft zu DDR-Zeiten, aus der nach der Wende schließlich unüberbrückbare, unversöhnliche Gegensätze entstehen, als der ehemalige beste Freund zum brutalen Nazischläger wird.
- Ah, ich hab's schon gefunden, sagt Manja, ich meine Manja Präkels und ihr Buch "Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß".
Sie hatte es schnell gegoogelt und sagte, das werde sie dann als nächstes nach meinem Roman lesen, wenn ich das so empfehle …
Wieder spielte ich ein paar Songs, um mein Publikum zurück in den Saal zu locken, und sie kamen auch alle wieder.
- Spielst du auch was von Ton Steine Scherben?, fragte Anarcho-Alex.
- Nein.
Und ob ich Sugar Mountain spielen könne?, fragt der Holland-Ire.
- Nein, auch nicht.
- Das ist von Neil Young, sagt er.
- Ich weiß, sage ich.
Ich spielte ein paar meiner eigenen Songs und las ein paar weitere Kapitel aus dem Roman. Und wieder war es angenehm ruhig und still. Schien sie zu interessieren. Schien ihnen zu gefallen.
Anschließend entwickelte sich ein kleines Gespräch. Und, ob ich das alles selbst erlebt hätte?
- Das ist Zeitgeschichte, sagt Anarcho-Alex, und dass der Kapitalismus …
Eine der Frauen unterbricht ihn:
- Bah, wenn ich das schon höre: Kapitalismus! … Du immer mit deinem Kapitalismus … immer kommst du mit deinem Kapitalismus … da bekomme ich schon gleich wieder son Hals! Der Kapitalismus … der Kapitalismus … Mensch, hör doch auf damit!
- Aber ist doch wahr, sagt Alex ganz sanft, stimmt doch …
Dann wechselt das Thema ganz plötzlich vom Kapitalismus zu Musik. Aber da könne er nicht mehr mitreden, sagt Alex, er kennt nur Ton Steine Scherben.
Ich spiele noch ein paar Songs zum Abschluss, dann scheinen alle zufrieden zu sein und gehen ins Bett.
SECHS
- Servus, sagt der Bayer am nächsten Tag wieder. Und dass es toll gewesen sei am Vorabend. Und dass man doch sehr deutlich merke, wie viel Herzblut da drinstecke, in meinem Roman und in der Musik …
- Und deswegen ist es auch so gut, sagt Bob Hite, der Bär mit den Krücken, Bob Hite von Canned Heat. Es sei so gut, weil es echt sei, und ehrlich und wahr …
Wow! Was für ein Kompliment.
Und genau deswegen komme auch seine Obdachlosentheatergruppe, in der er mitspielt, immer so gut an: Weil sie alle echt sind und authentisch, weil sie sich nicht verstellen, und sie immer sie selber seien, sie sich in den Stücken immer selber spielten.
Bob Hite, der Bär, kommt aus Bielefeld. Und er erzählt noch ein bisschen von seiner Theatergruppe, und wie viel Spaß es mache, dort mitzuspielen.
Bob Hite wünschte mir viel Glück. Und ich wünschte ihm viel Glück. Dann stocherte er davon mit seinen Krücken.
Eine Frau kam auf mich zu, bedankte sich für "den schönen Abend gestern". Und ob ich schon mal dran gedacht hätte, ein Hörbuch zu machen? Und dass sie lieber Hörbücher hört als Lesebücher zu lesen. Und dass sie fand, dass ich "so toll" lesen würde. Und dass sie sich alles so gut habe vorstellen können, alles so plastisch. Wie ein Film sei das abgelaufen bei ihr …
Allmählich brachen sie alle auf, die Obdachlosen, die Wohnungslosen: zurück nach Berlin, nach Bielefeld, nach Bayern und Bad Salzuflen. Und der nette Mann aus Mannheim hatte mir auch noch schnell gesagt, wie gut ihm mein Programm gefallen habe. Und dass er einen Veranstalter in Frankfurt kenne, den er mal fragen könne …
- Ja, toll … vielen Dank!
Dann hat er seinen Rucksack geschultert und ist los zum Bahnhof. Er sei immer gerne früh da, sagte er noch, und schon war er weg.
Wo werden sie alle schlafen in den nächsten Nächten, Wochen, Monaten … und wenn es irgendwann auch kalt wird? Während ich jetzt meiner Wohnung entgegenfahre, meinem Obdach, meinem Zuhause.
Für sie alle war das vielleicht ein erholsamer Luxus, die letzten drei Tage, hier im Naturfreundehaus. Mit Toiletten und Duschen auf dem Flur, besser als "zuhause", draußen auf der Straße … während es für mich eher Jugendherberge war, mit Toiletten und Duschen auf dem Flur, und Betten selbst beziehen, und wieder abziehen, und Bettwäsche in den Keller bringen am Abreisemorgen. Abreise 9 Uhr.
An der Straßenbahnhaltestelle treffe ich den dünnen Hamburger wieder, mit dem langen Pferdeschwanz und dem langen Bart. Der auch Gelehrter sein könnte, Professor, Schriftsteller, Künstler, Verleger, wie Klaus Schöffling. Vielleicht war er ja auch sowas, Künstler oder so was, denn Obdachlosigkeit ist ja kein Beruf.
Am Vorabend hatte er mir noch erzählt, dass er lange Zeit Workshops gegeben hätte, an einer Hamburger Musikschule, Trommelkurse … obwohl er obdachlos war.
- Das geht auch, sagte er, die Obdachlosigkeit schließt das nicht aus. Dass man konzentriert einer Arbeit nachgeht. Hier auf diesem Obdachlosentreffen seien ihm viele allerdings zu unkonzentriert gewesen. Zu flatterig.
- Wie das Laub hier auf der Straße, sagte ich, das flatterige.
Er lachte.
Er stand am Fahrscheinautomaten der Straßenbahn, drückte verschiedene Tasten, konzentriert, aber auch ein bisschen ratlos. Er habe nur noch einen 50-Euro-Schein, sagt er, aber den nimmt dieser Automat nicht. Er werde jetzt erstmal da rüber gehen, zu dem Laden da, um den 50er zu wechseln.
- Es tut mir leid, sage ich, aber ich kann auch keinen 50er wechseln.
- Ja, sagt er, manche Antworten möchte man gar nicht hören. Auf Fragen, die man nicht gestellt hat. Und klingt dabei ein bisschen wie ein Songtext von Bob Dylan.
Die Straßenbahn kommt, ich steige ein. Er steht draußen, wünscht mir alles Gute. Wünsche ich ihm auch und schäme mich ein bisschen.
SIEBEN
Auf dem Bahnhof wieder die Ströme. Menschenströme und Unsicherheiten.
Welche Zugnummer?
Welche Abfahrtszeit?
Welches Gleis?
Welcher Wagen?
Welche Sitzplatznummer?
Welcher Abschnitt vom Bahnsteig?
Der Zug hat dreißig Minuten Verspätung.
Ich bin dreißig Minuten vor planmäßiger Abfahrt da.
Also eine Stunde warten.
"Für dadurch entstandene Unannehmlichkeiten bitten wir um Entschuldigung", sagt der Lautsprecher.
Das ist neu. Und das ist mal eine Verbesserung.
Früher hatte der Lautsprecher immer gesagt:
"Wir bitten um ihr Verständnis!"
Warum sollte man "Verständnis" haben? Für eine Verspätung?
Am Bahnsteig stehen die Wartenden schon wieder in Dreierreihen. Und immer mehr Menschen kommen noch die Treppe hoch.
Da ist ein Junge mit einem blauen Anorak, aber ohne Gepäck. Er könnte um die zwanzig sein.
Er bleibt stehen, schaut sich um. Dann schaut er zu Boden, und geht auf die Stelle zu, wo drei tellergroße Löcher in der Betondecke des Bahnsteigs sind. Dreckige Erde, schmutziger Sand, kleine Steinchen.
Der Junge mit dem blauen Anorak beugt sich runter, geht in die Knie, und wischt mit der rechten Hand durch den Sand, durch den Dreck, nimmt einige von den kleinen Steinchen in die Finger und lässt sie wieder fallen. Noch einmal wischt er durch den Sand, die Hand geformt wie eine Schaufel, von rechts nach links. Und behält das Geschaufelte in der geschlossenen Hand. Ganz unauffällig. Er geht nach vorne an die Bahnsteigkante, schlängelt sich durch die Dreierreihe, bleibt stehen, hält die Hand über das Gleis und lässt Staub und Sand runterrieseln.
Nun macht er kehrt und geht zu den Schaukästen mit den Fahrplänen. Plötzlich beugt er sich wieder runter, hebt etwas vom Boden auf, ein hütchenartiges schwarzes Plastikding, schnapsglasgroß.
Der Junge mit dem blauen Anorak betrachtet das Plastikding, dreht es zwischen den Fingern, wendet es, und beugt sich wieder runter auf den Boden, und stülpt das Plastikding über einen der hervorstehenden silbernen Schraubenköpfe der Fahrplahnschaukastenbefestigung, und tritt es fest mit dem Fuß. Die Dinger gehören dort tatsächlich hin. Ein paar sind noch drauf, ein paar fehlen.
Dann sah ich den Jungen mit dem blauen Anorak nicht mehr.
Ich schaue auf die elektronische Anzeigentafel: Drei Züge nach Berlin. Einer über Stendal. Die anderen über Wolfsburg.
Welches war jetzt noch mal meine Zugnummer? Wann die genaue Abfahrtszeit, die fahrplanmäßge? Und da noch 30 Minuten drauf rechnen. Alle Züge haben Verspätung. Immer noch muss ich fast eine Stunde warten. Im Gewühl.
Von hinten spricht mich ein junger Mann an.
- Guten Morgen. Entschuldigen Sie: darf ich Sie mal was fragen?
Der junge Mann interessierte sich für meine Gitarre: Was ich da für eine Gitarre in dem Koffer hätte? Und was für eine Art von Musik ich spiele?
Er spiele auch Gitarre, erzählte er.
- Eigentlich elektrisch. Eigentlich Heavy Metal. Aber neuerdings habe er auch andere Musikstile entdeckt, die ihm gefallen. Klassische Musik, aber auch lateinamerikanische, das vor allem: Bossa Nova gefalle ihm sehr, und dass er sowas jetzt mit Begeisterung übe.
- Und manchmal auch so Jazz-Sachen. Wie Baden Powell. Das fände er ganz toll.
Ein Zug fährt ein auf dem gegenüberliegenden Gleis.
- Das ist meiner, sagt der junge Heavy-Metal-Klassik-Jazz- Bossa-Nova-Gitarrist.
- Fahren Sie auch nach Bielefeld?
- Nein, nach Berlin.
- Oh, schade, ich unterhalte mich immer gerne mit anderen Gitarristen …
Und schon war er verschwunden.
ACHT
Ich schaue auf die elektronische Anzeigentafel. Wie war noch mal meine Zugnummer? Meine genaue Abfahrtszeit? Da muss ich wegen der Verspätung 30 Minuten dazurechnen.
Oh, der Zug fährt jetzt vom Gleis 10, nicht mehr von Gleis 9.
- Der Zug fährt "aus" Gleis 10, heißt es in der komischen Bahnsprache.
Ist das überhaupt mein Zug: ICE 1545? Ich schaue vorsichtshalber noch mal nach. Ja, ist er. Also gegenüberliegende Bahnsteigseite, von wo aus vorher auch schon der Heavy-Metal-Bossa-Gitarrist nach Bielefeld gefahren ist.
Und was ist jetzt mit dem Wagenstandsanzeiger? Welchen Wagen hatte ich noch mal? Wagen 22? 32? Ich schaue noch mal nach: 22. Aber gilt die Position des Wagens noch genauso wie auf der anderen Seite? Auf dem Smartphone wird jetzt nichts mehr angezeigt, keine Wagenposition. Aber den Zug gibt es noch: ICE 1545. Auf der Anzeigentafel heißt es jetzt, die Wagenreihung habe sich geändert. Die Nummern sowieso bis sowieso befinden sich jetzt bei den Abschnitten soundso bis soundso. Bewegung kommt in die Wartenden. Plötzlich strömt und rückt und rollt ein Pulk nach rechts. Muss ich mitrucken und rollen? Jetzt auch nach rechts? Nein, da mach ich nicht mit, bei dieser plötzlichen Panik, dem Rechtsruck, bleibe stehen, stoisch auf meinem Standpunkt. Eher links.
Wie war noch mal meine Zugnummer? Und die fahrplanmäßige Abfahrtszeit, hat sich ja alles verschoben jetzt. Ach, das war gar nicht mein Zug, das war der andere nach Berlin, der frühere, der auch Verspätung hat. Ich schaue noch mal aufs Handy: Da gibt es jetzt wieder einen Wagenstandsanzeiger. Ich stehe genau richtig, genau dort, wo der Wagen hält, mit einer halben Stunde Verspätung und einer Wartezeit von einer Stunde.
Wie war noch mal meine Sitzplatznummer? 75. Nicht weit vom Einstieg. Und da ist ja auch gerade noch ein Platz auf der Gepäckablage für die Gitarre.
"Einchecken" per Handy.
Der "Ruhewagen" mit "Psst! Ruhewagen!" ist voller kleiner Kinder, schnatternd und quietschend. Aber schnatternd quietschende Kinder sind ja auch was Schönes. Besser jedenfalls als gestandene Männer, die im Ruheabteil volle Pulle Osteuropäisches in ihre Handys brüllen. Oder Westasiatisches. Oder Sächsisches. Oder was weiß ich …
Ein kleines, vielleicht fünfjähriges Mädchen dreht sich in seinem Sitz um und ruft durch den Gang:
- Mama, komm doch bitte wieder zurück!
Während die Mutter weiter hinten mit dem Verstauen des Kinderwagens beschäftigt ist …
Und etwas wehmütig denke ich an die Zeit, als mein Sohn noch so klein, schnatternd und quietschend war.
Der Schaffner begrüßt die neu Zugestiegenen im ICE 1545 auf der Fahrt nach Berlin. Wieso eigentlich "neu"? Gibt es auch alt Zugestiegene? Würde nicht "Zugestiegene" alleine ausreichen? Überhaupt: Zugestiegene. Was für ein blödes Wort.
Der Schaffner sagt auch, dass es heute eine kleine Besonderheit gebe, einen Extraservice: Die Lautsprecheransagen mache nämlich heute der zwölfjährige Robert, an den er jetzt auch gleich das Mikro übergebe:
- Wir begrüßen unsere neu zugestiegenen Fahrgäste im ICE 1545 auf dem Weg nach Berlin-Ostbahnhof, über Braunschweig, Spandau, Berlin-Hauptbahnhof. Zur Zeit haben wir eine Verspätung von etwa 30 Minuten. Die Anschlusszüge werden leider nicht mehr erreicht. Der Speisewagen befindet sich in der Mitte des Zuges. Wir würden uns freuen, Sie dort begrüßen zu dürfen. Wir bitten Sie, während der Fahrt eine FFP2-Maske zu tragen und wünschen Ihnen eine angenehme Fahrt. Nächster fahrplanmäßiger Halt ist Braunschweig.
Robert rattert das routiniert runter. Die perfekte Imitation einer Zugbegleiterin. Man möchte dem zwölfjährigen Robert gratulieren dafür, für sein schauspielerisches Talent.
Irgendwann ist Robert wieder am Mikro:
- Liebe Fahrgäste, in wenigen Minuten erreichen wir Wolfsburg. Und er rattert die Anschlusszüge runter, die leider nicht mehr erreicht werden können, und die möglichen Alternativen dazu.
Ich schaue auf die riesigen Gebäude gegenüber dem Bahnhof, mit riesigem VW-Emblem.
Wolfsburg, die merkwürdige Stadt, die 1938 von Adolf Hitler gegründet wurde: "Stadt des KdF-Wagens".
Seltsame Stadt, künstlich von den Nazis aus dem Boden gestampft, zur Fabrikation des Volkswagens, eines erschwinglichen Autos "für alle". Das dann aber doch erstmal der Wehrmacht vorbehalten war. Alle privaten Interessenten konnten an einem Sparmodell teilnehmen, durch regelmäßige Einzahlungen für einen Volkswagen ansparen. Geld, um das die VW-Sparer schließlich betrogen wurden.
Ich dachte an den feldgrauen VW meines Großvaters in den 50er Jahren, mit dem er als Landarzt seine Runden über die Dörfer gedreht hat.
- Vati fährt über Land, hatte es dann geheißen.
Und ich dachte an mein erstes eigenes Auto, einen VW-Käfer, Baujahr 1958. Das erste Modell mit großer Heckscheibe.
Braunschweig, komische Stadt. Und ich dachte auch daran, dass ein Berliner Bekannter jeden Morgen von Berlin nach Braunschweig zur Arbeit fährt, natürlich bei VW, und abends wieder zurück. Und ich fragte mich, ob sein Büro in einem dieser VW-Verwaltungskästen gleich hier neben dem Bahnhof ist?
Dann keine weiteren Fragen, keine erwähnenswerten Vorkommnisse oder Gedanken auf dem Rest der Strecke. Außer, dass draußen nichts mehr zu sehen war. Nur dichte, undurchsichtige Nebelbrühe an diesem 30. Oktober 2022.
Später noch mal der zwölfjährige Robert:
- In wenigen Minuten erreichen wir Berlin-Hauptbahnhof.
Ich rolle heim.
--------------
H.P. Daniels, Berlin 2022
Guten Tag,
heute möchte ich (nur) kurz aufmerksam machen auf das Kölner Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung.
Das Aktionsbündnis ist sehr aktiv, es gibt regelmässig Aktionen und Veranstaltungen in Köln und wichtige Berichte und Informationen über sozialpolitische Ereignisse in der Stadt.
Die Homepage ist hier zu finden https://www.wohnungsnot.koeln
und es lohnt sich, den Newsletter zu abonnieren: Hier gibt es immer wieder Information auch über den Kölner Klüngel hinaus:
https://www.wohnungsnot.koeln/startseite-aktionsbuendnis/mitmachen/
Das Motto vom Aktionsbündnis ist:
Für eine Stadt ohne Obdachlosigkeit
Für eine Stadt ohne Zwangsräumungen
Für eine Stadt ohne Drogentote
Für eine Stadt ohne Gewalt gegen Frauen und Kinder
Für eine Stadt ohne Abschiebungen
Für eine Stadt ohne Armut
Das gilt sicher auch für andere Städte und Regionen. Solidarische Grüße gehen raus an Klaus und Rainer und alle anderen!
In diesem Sinne,
herzliche Grüße,
Stefan
Guten Tag,
heute nur einige kurze Hinweise in eigener Sache:
Das offene Netzwerktreffen wohnungsloser Menschen von 27.-31.03.2023 in Berlin Karolinenhof ist komplett ausgebucht - alle 36 Plätze sind belegt und weitere Menschen kommen als Tagesgäste hinzu bzw. werden auf dem Gelände zelten. Es gibt auch schon eine Warteliste.
Habt bitte Verständnis dafür, dass die Anmeldeliste für das offene Netzwerktreffen wohnungsloser Menschen Ende März in Berlin jetzt geschlossen ist.
Es haben sich angekündigt Menschen aus Erlangen, Leipzig, Münster, Dortmund, Lüneburg, Essen, Bingen, Herzogsägmühle, Frankfurt, Freistatt, Düsseldorf, Darmstadt, Freiburg, Eiffel, Berlin, der Ukraine und weiteren Orten.
Für alle, die nicht dabei sein können, folgende Information:
Wir werden auf dem Netzwerktreffen auch überlegen, wie wir zwischen den einzelnen halbjährlichen Treffen enger zusammenarbeiten können. Dazu gibt es verschiedene Ideen, darunter auch die Idee der Einrichtungen dezentraler Netzwerkbüros, die als Treffpunkte für regionale Zusammenkünfte dienen können.
Und eine Ankündigung: Das nächste größere offene Netzwerktreffen wohnungsloser Menschen wird stattfinden von Mittwoch - Sonntag 13. - 17. September 2023 in Dinslaken am Rhein in der Heidebrinkschule. Diesen Termin könnt Ihr Euch gerne schon mal vormerken. Im Frühjahr 2024 ist ein Treffen in Nürnberg geplant.
Wenn Du unsere Arbeit gut findest und unterstützen möchtest, wir freuen uns sehr über Deine Spende - Fahrkarten sowie Unterkunft und Verpflegung kostet etliches an Geld, mit Deiner Unterstützung geht alles einfacher. PayPal: paypal.me/wolostiftung
Selbstvertretung wohnungsloser Menschen ist möglich!
In diesem Sinne,
herzliche Grüße,
Stefan
++++ Nachstehende Einladung wendet sich an wohnungslose, ehemals wohnungslose und von Wohnungsnot bedrohte Menschen ++++ Sie darf gerne weiter verbreitet werden ++++ Bitte entschuldigt Mehrfachsendungen +++++
++++ ACHTUNG: DAS TREFFEN IST AUSGEBUCHT +++ ES KÖNNEN NUR NOCH NACHRÜCKER:INNEN BERÜCKSICHTIGT WERDEN ++++
Offenes Netzwerktreffen Berlin - Karolinenhof Montag, 27.03.2023 (Anreisetag) bis Freitag, 31.03.2023 (Abreisetag)
Guten Tag und hallo,
wir möchten Dich herzlich einladen zu einem offenen Netzwerktreffen von Montag, 27.03.2023 (Anreisetag) bis Freitag, 31.03.2023 (Abreisetag) nach Berlin - Karolinenhof in die Begegnungsstätte der Vereinigung Junger Freiwilliger e.V. (https://vjf.de/begegnungsstaette/)
In entspannter und selbstbestimmter Atmosphäre auf einem schönen Freigelände am Wasser haben wir ganze drei Tage Zeit für Austausch, Gespräche, Planungen zukünftiger Projekte, gemeinsames Kochen, Grillen und Essen, Lagerfeuer, Kultur, Film, Sport und Erkundungen.
Wir haben auf unserem letzten Treffen sehr gute Erfahrungen mit Selbstverpflegung gemacht und wollen das fortsetzen und ausbauen. Wir freuen uns auf Deine Mitwirkung.
Programm
Das Programm erarbeiten wir gemeinsam. Dazu gibt es eine Online-Vorbereitung am Mittwoch, den 01.03.2023 um 14:00 Uhr auf Zoom. Den Link dazu geben wir Dir rechtzeitig bekannt. Wir werden versuchen, alle Vorschläge und Anregungen zu berücksichtigen.
Teilnahme und Kosten: Die Teilnahme ist kostenlos, Unterkunft und Verpflegung ebenfalls, Fahrkosten werden übernommen - bitte achte auf eine kostengünstige Anreise. Auf Anfrage können wir Dir gerne eine Fahrkarte zusenden!
Teilnehmenden_Anzahl: Es stehen auf dem Gelände 6 Bungalows mit jeweils 6 Betten (Doppelstockbetten) zur Verfügung. Darüber hinaus kann auf dem Gelände auch gezeltet werden.
Anmeldung: Wenn Du dabei sein möchtest, schreibe bitte eine email an
Ort: Begegnungsstätte der Vereinigung Junger Freiwilliger e.V.
https://vjf.de/begegnungsstaette/
Krimnitzer Weg 25
12527 Berlin Karolinenhof
Hunde: Können nach Absprache gerne mitgebracht werden. Wir bitten Dich um eine kurze Rückmeldung.
Barrierefreiheit: Das Gelände und die Häuser/ Bungalows sind eingeschränkt barrierefrei
Essen: Nach Absprache - so können wir auch Rücksicht nehmen auf vegetarisch oder vegan lebende Menschen bzw. bestehenden Unverträglichkeiten.
Fragen: Wenn Du noch Fragen hast, hier ist die Kontakt-Telefonnummer von Stefan +49 177 784 73 37
Anreise: Vom Hauptbahnhof in Berlin mit der S-Bahn weiter über Ostkreuz zum S-Bahnhof Grünau, danach umsteigen in die Straßenbahn 68 Richtung Alt Schmöckwitz und an der Station Kriemnitzer Weg aussteigen und noch etwa 300 Meter laufen (Sandweg).
Und zum Schluss ....
Schön, dass Du dabei sein möchtet.
Wir freuen uns auf Deine Teilnahme!
Herzliche Grüße,
Stefan
- 2023.02.11. - Online Workshop: Qualitätsstandards in der Unterbringung obdachloser Menschen
- 2023.02.09. - Erfahrungsberichte obdachloser Menschen für mein Buchprojekt
- 2023.02.08. - Deutscher Bundestag: Linke will Housing First als Grundrecht etablieren
- 2023.02.07. - Obdachlosenfeindliche Gewalttaten
- 2023.02.06. - Berlin: Politiker diskutieren mit wohnungslosen Menschen
- 2023.02.03. - Gemeinsam gegen Vertreibung und Ausgrenzung!
- 2023.01.28. - Protestcamp gegen Diskriminierung und Verdrängung obdachloser Menschen in der Dortmunder Innenstadt
- 2023.01.27. - Presseerklärung & Aufruf: Mahnwache gegen Obdachlosigkeit in Berlin und Austauschtreffen
- 2023.01.19. - Zehntausende leben auf der Straße. Die Kommunen müssten ihnen ein Bett verschaffen. Eigentlich. Ein Kommentar
- 2022.12.28. - Mahnwache gegen Obdachlosigkeit und Austauschtreffen - Vorankündigung
- 2022.07.12.23. - Besinnliche Feiertage? Frohes Fest? Recht auf Wohnen!
- 2022.12.14. - Dortmund: Stoppt die Verdrängung von Obdachlosen in Dortmund!
- 2022.12.02. - 13 Tipps zum Umgang mit bettelnden Menschen [Caritas]
- 2022.11.28. - Berlin: Fünfte Winter-Mahnwache gegen Obdachlosigkeit und Zwangsräumungen - Vorbereitungstreffen
- 2022.11.17. +++ AKTUELL +++ Obdachlosenzählung in Berlin abgesagt +++ Mahnwache und Kundgebung wie geplant am Roten Rathaus +++
- 2022.11.15. - offenes Netzwerktreffen - gemeinsames Ergebnisprotokoll
- 2022.11.14. - Gemeinsames Ergebnisprotokoll Netzwerktreffen 28.-31.10.2022 Hannover
- 2022.11.11. - Wohnungslos - ein Schicksal? Dokumentation des Fachtages der AWO erschienen
- 2022.11.10. - Umverteilen - Demonstration 12.11.2022, 13:00 Uhr, Berlin Alexanderplatz
- 2022.10.14. - Baden Württemberg - Aktionswoche gegen Armut 17.-21.10.2022
- 2022.10.03. - Wohnungslose Menschen online beraten – Kann das funktionieren? - Online Workshop am 14.10.2022
- 2022.09.22. - Einladung zum offenen Netzwerktreffen der Wohnungslosen_Stiftung 28.-31. Oktober 2022 in Hannover "Solidarisch durch den kommenden Winter"
- 2022.09.07. - Summer School „Zivilgesellschaftliches Engagement - Möglichkeiten und Wege der politischen Einflussnahme" - 30.09./01.10.2022 Bochum
- 2022.08.29. - Fachtagung "Housing First" 08./09.09.2022 Bremen
- 2022.08.16. - Rechte Gewalt gegen Wohnungslose - eine Dokumentation
- 2022.07.16. - 5. Treffen von Menschen mit Armutserfahrung (NRW) 4.8.2022 - Köln
- 2022.07.15. - Studie zu Standards der Notunterbringung für wohnungslose Menschen
- 2022.07.13. - Tagung der Facharbeitsgemeinschaft Partizipation 14./15.09.2022 - jetzt anmelden!
- 2022.07.12. - Einladung zum Theaterprojekt für wohnungslose Menschen - Probenwochenende und Termine
- 2021.11.19 - Online-Konferenz 23.11.- "Berliner Obdachlose zwischen permanenten Räumungen, Corona und Housing First“
- 2022.07.10. - Europäische Sommerakademie der Sozialen Bewegungen 17.-22. August 2022 - jetzt anmelden!
- 2022.07.01. - BAGW - Fachtagung Frauen in einem Wohnungsnotfall OHNE Frauen in einem Wohnungsnotfall?
- 2022.06.17. - Wohnungslosenhilfe Freistatt organisiert Wohnungslosentreffen
- 2022.06.10 - Presseerklärung: Zählung obdachloser Menschen in Berlin endlich abgesagt - Kritik obdachloser Menschen wirkt
- 2022.06.08. - Flyer der Wohnungslosen_Stiftung
- 2022.06.05. - Einladung zum Forum Asphaltnomad:innen am 30.06.2022 in Erfurt
- 2022.06.14. - Berlin: Veranstaltung "Die Polizei: Helfer, Gegner, Staatsgewalt"
- 2022.05.29. - RechtAufStadt-Forum Jena 10.-12.06.2022 - jetzt anmelden!
- 2022.05.19. - Positionspapier gegen die geplante Zählung obdachloser Menschen in Berlin
- 2022.05.10. - Netzwerk-Verteiler der Wohnungslosen_Stiftung - trage Dich ein und sei dabei
- 2022.05.17. - Einladung Fachtag Wohnungslos - ein Schicksal? - AWO Potsdam 28.06.2022
- 2022.05.01. - Online Veranstaltung Caritas: Partizipation in der Wohnungslosenhilfe
- 2022.04.15. - Norbert Brandt 31.03.1959 - 14.04.2022 - Ruhe in Frieden
- 2022.03.04. - Einladung zum Netzwerktreffen 28.-31.03.2022 in Berlin "Gemeinsam gegen Wohnungslosigkeit und Ausgrenzung"
- 2022.04.03. Ergebnisprotokoll Netzwerktreffen 28.-31.03.2022 in Berlin "Gemeinsam gegen Wohnungslosigkeit und Ausgrenzung"
- 2022.03.01. - Stefan Schneider - Pressemitteilung: Alles verändert sich? Bilanz 2015-2022
- 2022.02.16. - Wohnungslosen Menschen die Teilnahme an Landtagswahlen 2022 ermöglichen
- 2021.02.23 - BAG W-Bundestagung 2022 - Anmeldung möglich bis 27.02.
- 2022.02.03. - Freiheitsfonds - Schwarzfahren als Straftat beenden, Gefangene freikaufen
- 2022.02.06. - Aufruf Beteiligung an der EU Sommeruniversität sozialer Bewegungen 17.-21.8.2022
- 2022.01.30. - Weisung der Arbeitsagentur zur Bewilligung von Leistungen für wohnungslose Menschen
- 2022.01.31. - Fortbildung Konfliktmoderation in sozialen Projekten - Herbst 2022 Wustrow (Wendland)
- 2022.01.25. - Gerichtsurteil zu Heizkosten obdachloser Menschen, die im Zelt leben
- 2022.01.24. - 4. Mahnwache gegen Obdachlosigkeit in Berlin vom 27. JAN. UM 17:00 – 29. JAN. UM 14:00
- 2022.01.08. - Amtsgericht Dortmund lehnt Erzwingungshaft gegen Obdachlosen ab
- 2021.12.07. - Bericht vom RechtAufStadt-Forum in Bonn, September 2021
- 2021.12.19. - Micha Fass (1963 - 2021)
- 2021.12. 28. - Caritas-Workshop Standards der Notversorgung am 04.02.2022
- 2021.11.23. - Error-Obdachlosen-Theaterfestival Online 26./27.11.2021
- 2021.11.18. - EBET-Kongress 06.-07.12.2021 - digital - JETZT ANMELDEN
- 2021.11.17. "Goldene Keule" - obdachlosenfeindlichster Ort Berlins
- 2021.11.16. Ausstellung Who's Next? Obdachlosigkeit, Architektur und die Stadt - München