Gemeinsames Ergebnisprotokoll
Teilnehmende:´Annette (Elsdorf), Anne-Kathrin (Berlin), Bianca (Herzogsägmühle), Bessy (Herzogsägmühle), Carsten (Herzogsägmühle), Christoph (Erlangen), Freddy (Leipzig), Gaby (Düsseldorf) Hartmut (Württemberg) Helmut (Herzogsägmühle), Janita (Essen), Janina (Berlin), Jürgen (Leipzig) Karsten (Mainz), Lydia (Herzogsägmühle), Manja (Heimbach), Marcus (Freistatt), Markus (Frankfurt), Michael (Darmstadt), Michael (Erlacher Höhe), Michael – O. (Erlacher Höhe), Michael (Heimbach), Mike (Leipzig), Moni (Leipzig), Nicole (Berlin), Olaf (Lüneburg), Pepe (Chemnitz), Roderich (Berlin) Sandra (Herzogsägmühle), Simon (Herzogsägmühle), Stefan (Berlin), Steffen (Berlin), Sven (Habersaathstraße), Sybill (Berlin), Tobias (Erlangen), Uli (Herzogsägmühle), Uwe (Lüneburg), Werner (Berlin)
Insgesamt waren Menschen aus 8 Bundesländern (Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz sowie Sachsen) und insgesamt 16 Städten beziehungsweise Orten dabei.
Entschuldigt: Jan (Frankfurt), Susanne (Berlin), Gregor (Berlin), Swen (Heidelberg)
Input: Andrea Protschky (Berlin), Bruno (Kamera), Schubi Straßenfeger (Musik), Steffen (Leftvision) sowie von Querstadtein Jennifer, Clemens, Liv, Salome sowie Dieter https://querstadtein.org/ueber-uns/team/
Montag, 27.03.2023 – Anreise (wegen Streik der Bahn nur ein Teil der Gruppe)
Dienstag, 28.03.2023 – Anreise weiterer Teilnehmender
Vormittags: Auftaktplenum
Das erste Plenum (es sind wegen des Streiks noch nicht alle angereist, sie treffen im Verlauf des Tages ein) beschäftigt sich mit der Frage, wie effektiv thematisch gearbeitet werden kann.
Es reicht nicht aus, nur über ein Thema zu sprechen, vielmehr müssen Positionen festgehalten werden, es sollen Ziele formuliert und die Schritte darin festgelegt werden. Das ist zum Beispiel ein Programm.
Ausgehend davon wäre es wichtig, regelmässig in die Auswertung und Fehleranalyse zu gehen. Was ist der Sachstand, was hat sich verändert, wie ist das Thema fortzuschreiben.
Die thematische Arbeit ist idealerweise gut vorzubereiten unter Einbezug auch externer Expert:innen. Gesammelte Erfahrungen wollen wir teilen und idealerweise in einem Wissenspeicher festhalten. Auf dieser Grundlage können wir auch einen Wissenstransfer für andere, z.B. für Sozialarbeiter:innen organisieren.
Kern der thematischen Arbeit sind die realen Treffen, die Kontinuität kann durch regelmässige Online-Treffen organisiert werden. Als weitere Mittel der Arbeit stehen uns zur Verfügung:
- Emails
- Newsletter
- Email-Verteiler
- Protokolle von Onlinetreffen
Nicht alle haben gute Online-Zugangsmöglichkeiten und es besteht ein Bedarf z.B. an Handys/ Smartphones: Entweder neue Geräte oder aufgearbeitete Altgeräte (ReUse)
Strategie:
In direkter Verbindung mit der thematischen Arbeit steht die Frage nach unserer Strategie:
• Wo stehen wir?
• Was ist zu ändern?
• Wie kommen wir
- weiter?
- zum Ziel?
• Wo wollen wir hin?
Thema: Krankenversorgung / Krankenversicherung
1. EU – Bürger auf der Straße
2. Pflicht KV für deutsche Staatsbürger per Gesetz aber Realität ist anders
3. durch Auslandsaufenthalt → Fehlzeiten in KV
4. wenn KV – Beiträge nicht gezahlt werden können
→ Schulden steigen unkontrollierbar
→ trotzdem nur Notversorgung
5. aktuell: bei Anmeldung für ALG2 → automatisch für 1 Monat krankenversichert
6. Problem: bei Nichtanmeldung →Nachweis!
Forderungen zur Verbesserung:
• Aufklärung
• neuer Termin für Entschuldung erreichen und dies öffentlich machen
• Wissen / Lösungen öffentlich machen; das ist ein wichtiger Aspekt auch der Prävention z.B. bei jungen Menschen
• Erkenntnis: Das Problem kann nicht ausgesessen werden !!!
• statt dessen aktiv werden und Kontakt zur KV suchen
• Ansprechpartner für erfolgreich bearbeitete Krankenkassen-Schuldenproblematiken in unserer Runde sind Hartmut und Karsten (Mainz)
• Schuldnerberatung mit einbeziehen
• Fachveranstaltungen nutzen, z.B. ein kommender Fachtag in Niedersachsen am 27.04.2023 „Schulden im Zusammenhang mit Krankenversicherungsbeiträgen bei wohnungslosen Menschen“ (siehe Anlage) https://www.wohnungslosenstiftung.org/images/illustrationen/2023_03_berlin/2023_04_27_OnlineFachtag_Krankenversicherungsbeitragsschulden_wohnungsloser.pdf
• Es gibt Vereine zur Übernahme der Rechtsanwaltskosten bei armen Menschenrecht
• Sozialverband VDK
• Pflichtversicherung durchsetzen
Krankenversicherungs-Ergebnisse festhalten
• Protokolle verbreiten
• Update in weiteren Online-Treffen
• Positionspapier der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen berücksichtigen
https://wohnungslosentreffen.org/wp-content/uploads/2023/03/%E2%96%A205_SwM-eV_2023-03-20__Positionspapier-Krankenkassenschulden-vermeiden_V1d.pdf
Forderungen aufstellen (langfristig)
• Gesundheit und Profitinteressen (nicht schön)
• Gesundheit als Menschenrecht (einfordern)
• Kommunale Gesundheits-Grundversorgung
- Finanzhilfen für Krankenversorgung
Zusammengefasst: Bestandsaufnahme → Forderungskatalog → Verbreitung = Adressaten
Nachmittags: Frauen-Treffen
Insgesamt trafen sich 10 Frauen zu einem Kennenlernen. Ergebnis war: Frauen brauchen deutlich mehr extra Zeit. Es wird auf dem Wohnungslosentreffen der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen im August in Herzogsägmühle einen Frauentag geben.
Nächste konkrete Schritte werden nach Ostern auf einem Online-Zoom-Treffen besprochen, dazu wird es einen Probe-Test-Termin mit Bianca geben. Angedacht sind der 17. und 18. April 2023 um jeweils 17:00 Uhr
Abends: Film Riseup (2022)
https://www.riseup-film.de/
Anschließend Gespräch mit Co-Regisseur und Kameramann Steffen; Überlegungen, mit Leftvision eine Idee und Konzeption für einen eigenen Dokumentarfilm über die Netzwerktreffen der Wohnungslosenstiftung und Sichtweisen wohnungsloser Menschen zu entwickeln.
Mittwoch, 29.03.2023
Vormittag: Besuch bei Querstadtein
Wir besuchen das Projekt Querstadtein in der Lenaustraße 4 in 12047 Berlin – Neukölln. Jennifer und Clemens stellen das Projekt allgemein vor, danach kommt Dieter, einer der ehemals wohnungslosen Stadtführer, nach einer seiner Touren dazu und wir führen einen intensiven Austausch https://querstadtein.org/tour/obdachlos-auf-schicken-strassen/
Anschließend bekommen wir im Refugio eine Mittagssuppe.
https://refugio.berlin/
Nachmittag: Auswertung Mahnwache gegen Zwangsräumungen und Obdachlosigkeit Berlin 31.01.2023
https://bundnisgegenobdachlosigkeit.wordpress.com/
Positiv:
• gute zwischenmenschlich Atmosphäre
• Vertrauen ist entstanden
• am gemeinsamen Ziel arbeiten
• offen für Alle und auch alle Themen
• Zusammenhalt trotz widriger Umstände
• Parallele Aktion (2 Online-Meetings mit Schlafen statt Strafen – Protestcamp in Dortmund)
Negativ (zu verbessern):
• Wasserfall (Starkregen war nicht geplant)
• Fehlende politische Resonanz
• Öffentlich ausgetragenen Konflikt (Stichwort: Habersaathstraße)
• Stabilere Zelte
• Schilder für bessere Sichtbarkeit, zum Beispiel die Erinnerungstafeln an verstorbene obdachlose Menschen
• Künstlerpuppen
• mehr obdachlose Menschen einbinden und die damit verbundenen Herausforderungen klären
Ideen/ Verbesserungen:
• Internationale Gäste
• Früher Planen
• Kältebus als Platzhalter (Parkplatzproblem / Ausnahmegenehmigung)
• Sichtbarer werden
• früher mit der Mahnwache anfangen
• anderer Ort? /// Einwand: Platz vor dem Roten Rathaus nicht aufgeben
• andere Jahreszeit ??/// Vorschlag: kombinierte Winter + Sommeraktion Rotes Rathaus + Alex(anderplatz)
• Schweigerunde
• Staubsaugerplastik
• Kultur- und Musikprogrammpunkte ausbauen
• „Die Unerhörten“ – Obdachlosentheaterprojekt einplanen
• Vorbild SleepOut Chemnitz vom Spendensparschein Rosalie (gute Organisation als Vorbild)
• eigener LKW bei der nächsten CSD-Parade
• Recht-Auf-Stadt-Forum vom 02.-04.06.2023 als nächster Ort von Vernetzung und Vorbereitung
• EXTREM WICHTIG: Es soll uns bei der Aktion gut gehen!
Das bedeutet: Wir müssen uns mehr um die Sachen kümmern, die wir brauchen (z.B. stabile Zelte, Aufwärmmöglichkeiten, Sitzmöglichkeiten, Toiletten, warmes Essen und Trinken, Strom etc.) Denn: Nur wenn es uns gut geht, können wir gute politische Arbeit machen und eine Mahnwache aushalten.
ABENDS: Grillen und Konzert
Schubi Straßenfeger https://soundcloud.com/schubistrassenfeger
Donnerstag, 30.03.2023
Vormittags: Plenum & Film
Das Plenum beschäftigt sich mit folgenden Fragen:
Bruno, den wir schon von der Mahnwache / Austauschtreffen in der Linie 206 (https://linie206.blackblogs.org/) kennen, kommt mit seiner Kamera um Statements und unsere Arbeit zu filmen. Wir sprechen im Plenum darüber und halten einvernehmlich fest, dass die Aufnahmen nur dann veröffentlicht werden, wenn die Zustimmung der gefilmten Menschen vorliegt.
Das Plenum beschäftigt sich mit folgenden Fragen:
- Das Treffen selbst ist ein geschützter Raum – das ist, insbesondere für Menschen aus unserem Netzwerk, die auf der Straße leben, von besonderem Wert.
- Das Frauentreffen führte zur Erkenntnis, das mehr Zeit gebraucht wird. Ein neuer Rahmen (z.B. eigenen Frauentreffen) wäre zu finden.
- Von besonderer Bedeutung ist die Sprache und welche Begriffe verwendet werden. „Penner“ ist als Bezeichnung von anderen eine Beleidigung, untereinander aber ein gelegentlich benutztes Wort.
- Zu unterscheiden ist zwischen Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit; mit dem Wort „Obdachlose“ werden sehr viel Vorurteile verbunden, die Bezeichnung obdachlose Menschen betont das
- Gemeinsame und stellt den Bezug zu Menschenrechten her, zum Beispiel zum Menschenrecht auf Wohnung.
- Eine sehr große Herausforderung für dem Umgang wohnungsloser Menschen untereinander sind Menschen mit psychischen Erkrankungen. In Verbindung mit Alkohol und Substanzmißbrauch entstehen weitere zusätzliche Schwierigkeiten. Das ruft oft Irritationen und Missverständnisse hervor.
- Trotz aller Schwierigkeiten, mit denen wohnungslose Menschen konfrontiert sind, besteht die Aufgabe darin, auch selbst permanent an unserer Weiterbildung zu arbeiten.
Wohnungslosen_Stiftung
Nach einer Pause erläutert Stefan nochmal für alle die Grundidee der Wohnungslosen_Stiftung.
Es gibt einen institutionellen Kern, der in einer gemeinnützigen Unternehmergesellschaft (UG)besteht. Die Geschäftsführer sind Sybill & Stefan und damit zuständig für Buchführung, Bilanzen, Finanzierung und weiteres. Die Inhalte der gemeinnützen UG sind in der Satzung festgeschrieben.
Es gibt einen politischen Kern, der aus einem offenen Netzwerk wohnungsloser Menschen und ihrer Unterstützer besteht. Die Organisation erfolgt an der Schnittstelle zwischen dem politischen Kern (offenes Netzwerk) und dem institutionellen Kern (Unternehmergesellschaft).
Das offene Netzwerk trifft sich im Frühjahr und Herbst jeden Jahres. Im Netzwerk arbeiten die Menschen mit, die es wollen. Es gibt keine Mitgliedschaften, keine Wahlen, keine Abstimmungen sondern lediglich Absprachen und Vereinbarungen.
Auf dieser Grundlage sind weitere Konkretisierungen möglich, wie zum Beispiel dezentrale Netzwerkbüros, Projekte, Bildungsangebote, Aktionen, aber auch Einzelförderungen z.B. zur digitalen Teilhabe und in späterer Zukunft ggf. Hausprojekte oder ähnliches.
Die Zusammenarbeit erfolgt neben den Netzwerktreffen via Email, Newsletter, Online-Meetings, Whatsapp-Gruppen usw. Mittel der Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation sind soziale Medien und können weiterhin sein Flyer, Plakate, T-Shirts etc.
Finanzierung
Die Finanzierung der Projekte erfolgt mit Geld. Die Aquise von Geld ist kein Selbstzweck sondern folgt konkreten Ideen, aus denen konkrete Projekt formuliert werden, und auf dieser Grundlage können z.B. konkrete Anträge mit Begründung, Zielen und Kostenkalkulation erarbeitet und kommuniziert werden. Am Ende dieses Prozesses sollte Geld zur Umsetzung der Ideen vorhanden sein.
Anschließend stellen Michael und Michael aus der Erlacher Höhe ihre Situation vor. Insbesondere ihre Arbeitssituation beschreiben sie als schlecht bezahltes Ausbeutungsverhältnis. Es folgt ein ausführlicher Austausch zu den sog. 1-Euro-Jobs und deren Auswirkungen. Eine Perspektive, die Situation in einer Einrichtung der Wohnungslosenhilfe zu verbessern könnte darin bestehen, eine Bewohnervertretung zu gründen. Aber auch Bewohnervertretungen können nicht alles erreichen und es ist zu überlegen, ob es möglich ist, eine Aufwendungsentschädigung für diese Arbeit zu erhalten.
Wir können den Kontakt zu anderen Bewohnervertretungen, z.B. Werkheim in Hannover herstellen.
Nachmittags: Input Andrea Protschky: Infrastrukturnutzung wohnungsloser Menschen
Präsentation: siehe Anlage
https://www.wohnungslosenstiftung.org/images/illustrationen/2023_03_berlin/20230330_Andrea_Infrastrukturnutzung_wohnungsloser_Menschen.pdf
Aufzeichnungen zum Austausch in der Gruppe: siehe Anlage
https://www.wohnungslosenstiftung.org/images/illustrationen/2023_03_berlin/20230330_Andrea_Notizen_Netzwerktreffen_Wohnungslosenstiftung.pdf
Abends: Lagerfeuer & Lauratibor
Aufgrund immenser Verspätungen im Programmablauf wird der Film von der
Protest-Oper LAURATIBOR - Live aus der #Habersaathstraße, Berlin-Mitte nicht gezeigt. Die Aufzeichnung ist hier zu finden:
https://youtu.be/xX1ICAHcHyA
Termine Veranstaltungen
Freitag - Sonntag, 02.-04.06.2023, Oberhausen: Recht auf Stadt Forum 2023
• Ort: Oberhausen, Druckluft
Workshop von Aktiven aus dem Netzwerk der Wohnungslosenstiftung
Sonntag 06.08 – Sonntag, 13.08.2023: Herzogsägmühle, Bayern: Wohnungslosentreffen der von Selbstvertretung wohnungsloser Menschen e.V. (Swm)
• Ort: Herzogsägmühle, Bayern
Mittwoch, 13.09. - Sonntag, 17.09.2023: offenes Netzwerktreffen der Wohnungslosenstiftung
• Ort: Heidebrinkschule, Dinslaken, Nordrhein-Westfalen (Selbstversorgerhaus mit Zeltplatz)
Mittwoch - Freitag, 08.-10.11.2023, Berlin: Bundestagung der BAG Wohnungslosenhilfe e.V.: In Zeiten der Krisen: Überwindung der Obdach- und Wohnungslosigkeit bis 2030 – Herausforderungen und Chancen" (Arbeitstitel)
• Ort: Berlin
Donnerstag - Montag, 22.-26.02.2024, Nürnberg: Offenes Netzwerktreffen // parallel zur Forschungskonferenz zu Wohnungslosigkeit an der TU Nürnberg
• Ort: Nürnberg Otto-Felix-Kanitz-Haus (Selbstversorgerhaus)
weitere Onlinetreffen
Ankündigungen beachten (per email)
Für das Protokoll,
Freitag, 31.01.2023, Manja, Sybill, Stefan